Sonntag, 31. Mai 2009

Tag 12 - Schreck zur Mittagszeit

Eigentlich wollte ich heute die Geschichte von Klaus „Maria“ erzählen, der seine Windjacke im Hotel in Sukeva vergessen hatte. Oder die Geschichte vom „Packtaschen abwerfen“, die immer wieder geschieht wenn unser Begleitfahrzeug ankommt. Oder die Geschichte zum Joachim („Joschi“), der uns am späten Abend für eine Feier im September eingeladen hat. Oder die Geschichte von der Abkürzung, die uns schon nach 120 Kilometern nach Paljakka hätte bringen sollen.
Alle diese Geschichten müssen warten, denn es kam der Wind dazwischen. Nicht der Fahrtwind, den hatten wir heute lange auf der Nase. Nein, der Wind, der dafür verantwortlich war, dass um 13.21 Uhr mein Handy klingelte. Gerhard war dran und berichtete vollkommen unaufgeregt, dass unser Anhänger im Straßengraben liege und der „Arena“ schräg in der Böschung hänge. Ihm sei nichts passiert. Was jetzt. Wir änderten unsere Route und traten noch ein wenig fester in die Pedalen. Nach zwei Stunden und 15 Minuten hatten wir die 40 Kilometer geschafft uns konnten uns vergewissern was geschehen war. Eine Windböe hatte unser Gespann erfasst und in den Straßengraben gedrückt. Gerhard konnte „Gott sei Dank“ den Bus abfangen und so hat er nur zwei kleine Dellen und ein paar Kratzer – ist aber voll einsatzfähig, schließlich muss er ab Dienstag für unsere Begleitmannschaft zur Verfügung stehen. Auch der Anhänger hat auf den ersten Blick keine größeren Schäden. Die Kupplung ist aber verbogen und muss gerichtet werden. Also: Polizeiaufnahme, Abschleppdienst, Gepäck zurück an die Fahrräder – und dann machten sich Gerhard und Bernd (der hatte sein Rad in den Bus gestellt) mit auf den Weg zur Autowerkstatt. Natürlich hat die auch in Finnland am Pfingstsonntag geschlossen – und so werden wir erst am Montag erfahren, wann wir den Anhänger wieder abholen können. Die Unfallmeldung der örtlichen Polizei gab es auf einem kleinen Stück Papier - gleich in drei Sprachen. Und der Abschleppdienst konnte gleich noch ein zweites Auto mitnehmen, dies hatte es am Vormittag an der gleichen Stelle erwischt.
Fahrrad gefahren sind wir natürlich auch. Ziemlich weit und wieder eine ganze Menge an Höhenmetern – und alles erneut in der strahlenden finnischen Sonne, die uns gegen 5 Uhr weckt und gegen 23 Uhr ins Bett begleitet. Mit jedem Tag den wir weiter nach Norden fahren ist sie länger bei uns – das kann gerne noch eine ganze Weile so gehen.

Höhenmeter 893


Samstag, 30. Mai 2009

Tag 11 - Gerhard ist da

Der erlösende Anruf kam um 8.35 Uhr. „Ich bin schon hinter Helsinki“ – meinte Gerhard am anderen Ende der Leitung. Er war mit Bus und Anhänger gut in Finnland gelandet und jetzt auf dem Weg zu uns. Wir machten uns bei herrlichem Sonnenschein auf den Weg nach Norden. Das Frühstück in Keitele verlieh uns Kraft, vor allem der Fisch am frühen Morgen macht schon Laune auf das Abendessen. Jetzt musste aber erst einmal geradelt werden. Schon nach 20 Kilometern mussten wir die Windjacken ausziehen – Sonnenmilch war angesagt. Die Sonne brannte schon am frühen Samstag und bei etwas Glück ist sie auch um 23 Uhr noch da. Überhaupt ist es schon ein wenig gewöhnungsbedürftig, wenn es spät abends einfach nicht dunkel werden will. Wir kamen gut voran. Hier ein Bild von einer Holzkirche, dort ein Schnappschuss in die Landschaft und schon waren wir kurz vor 13 Uhr in Ilsakmi, immerhin bei Kilometer 86. Jetzt war Pizzazeit. Wir stärkten uns – und das sollte nötig sein, wenn die letzten Kilometer auf der E 63 waren eine einzige Berg- und Talfahrt. Und da geht es am Sonntag weiter. Eine Kaffeepause – herrlich am See gelegen – und schon waren wir in unserem Motel. Räder putzen war angesagt – und dann bog er ein. Kurz nach 18 Uhr war Gerhard da. Mit dem großen Anhänger und unserem 60 PS-„Arena“, erprobt in Istanbul und Palermo und jetzt auf dem Weg zum Nordkap. Gerhard wurde herzlich empfangen. Karl-Georg bot ihm sofort einen Platz auf seiner Stube an und wir freuen uns auf das Abendessen, denn dazu gibt es heute (Dank Gerhard) einen guten Tropfen Wein.


Freitag, 29. Mai 2009

Tag 10 - Karl ist weg

Der Tag begann mit Verzögerung. Jochen (aus Ginsheim) und Karl (von dem wird später noch zu berichten sein) kamen ein paar Minuten später zur Abfahrt. In Jyväskylä legten wir an einer Apotheke einen kurzen „Stopp“ ein (Harald suchte nach Augentropfen) und anscheinend sind Apothekenbesuche hochgradig ansteckend, denn gleich fünf Euroradler folgten ihm. So dauerte es eine knappe Stunde, bis wir die mittelfinnische Industriestadt verlassen hatten. Der Verkehr auf der nordwärts führenden Ausfallstraße war nicht zu unterschätzen, nahm jedoch mit jedem Kilometer ab. Wir kamen gut voran und waren nach gut 60 Kilometern schon in Konnevesi. Die Mittagsrast war typisch finnisch. Ein Buffet – mit Hackbraten, Kartoffen, Krautwickeln, Gemüse, Salaten und natürlich Brot und Kaffee – hatte für jeden von uns genug zu bieten um gut satt zu werden.
Und wer es dann zur Abfahrt immer noch nicht war, der konnte sich noch ein Eis genehmigen.
„Ich fahr dann schon mal vor“ meinte Karl, ihr holt mich ja bald ein“. Genau 13 Minuten später fuhren wir los. Wir fuhren und fuhren – von Karl war nichts zu
sehen.
In Vesanto war unsere Kaffeepause geplant. Bevor wir uns bei Apfelkuchen und Kaffee niederließen: der Griff zum Handy – „wo bis du Karl?“ – „13 Kilometer vor Vesanto!“ Die Lösung des Rätsels sollten wir eine ¾ Stunde später erfahren. Karl war falsch abgebogen, landete auf einer unbefestigten Straße und an einem See war dann Schluss. Also zurück. Und so war er nicht vor sondern hinter uns. Zur Folge hatte dies, dass er von dem Apfelkuchen nichts mehr bekam – sondern nur noch ein Kaffeestückchen (und das vom Vortag). Jetzt blieb er brav in der Gruppe und wir kamen mit allen 15 Radlern in Keitele, direkt am See an. Joachim (Joschi) hatte heute die Besenrolle übernommen und diese sehr frei interpretiert – aber daran lag Karls Ausscheren nicht. In Keitele wurden wir herzlich begrüßt. Derhi spricht hervorragend unsere Sprache, auch wenn sie es in Österreich gelernt hat und hilft uns bei der Organisation des Abendessens. Fisch und Fleisch, Gemüse und Kartoffeln, Salate und Obstsuppe mit Sahne und natürlich Kaffee. Ach ja - Bernd schaffft es auch an diesem Abend mit einem Besuch in der Sauna.



Donnerstag, 28. Mai 2009

Tag 9 - 1.000 Kilometer und die bergige Seenplatte



Die 1000 Kilometer-Marke ist gefallen. Vollkommen unspektakulär, kurz vor der Kaffeepause war es soweit. Die Radler, die in Bischofsheim gestartet sind, haben den ersten Tausender „voll“. Voller schöner Eindrücke war auch der erste Tag, der die Euroradler quer durch die finnische Seenplatte führte. Ein kräftiges Frühstück, mit viel Gemüse, Salat, Müsli, Haferbrei und dunklem Brot –und dann konnte es los gehen. Die Sonne lachte schon seit 6 Uhr in der Früh und so verflogen die ersten Kilometer – auch Dank des gut stehenden Rückenwindes. Bei Pulkkaila dann der erste Fotostopp: Der Damm am südlichen Päijäneesee war Finnland – so wie man es sich im Fotoalbum vorstellt. Die Sonne, die durch das Birkenlaub gebrochen sich im Wasser spiegelt – Herz was willst du mehr. Das Radlerherz natürlich Bananen, und so hieß es in Sysmä erst einmal die Vorräte wieder auffüllen, schließlich gehört schon ein wenig Kraft dazu an zwei Tagen 330 Kilometer zu fahren und dann auch noch fast 2.200 Höhenmeter zu überwinden. Wenn der höchste „Berg“ des Tages gerade einmal 156 Meter misst, aber am Abend 1.100 Höhenmeter auf dem Tacho stehen, dann sagt das schon genug über die Strecke. Weiter ging es am späten Vormittag und den ganzen Nachmittag nach Norden, immer östlich des Päijänne, der sich über mehr als 120 Kilometer erstreckt. Eine kleine Mittagsrast mit Spargelcremsuppe (was sollen Groß-Gerauer auch in Finnland anderes essen) und dann ging es weiter nach Norden. Unvermeidlich die letzten 25 Kilometer auf der E 63. Geschlossene Formation, immer korrekt hintereinander auf dem Seitenstreifen, die Euroradler kamen sicher nach Jyväskylä, wo sie sich jetzt auf das Abendessen und den nächsten Tag freuen – denn der hat nur 140 Kilometer. (Geplant!). Das Buffet verspricht „Spannung“, wie Willi bemerkt und es gibt sogar dazu das passende (finnische) Bier. Da kann man ein Glas mehr trinken, ohne dass man es „merkt“. Mal sehen, ob es Bernd schafft bis zum Nordkap jeden Tag die Sauna zu besuchen. Gestern schaffte er es kurz vor Mitternacht, heute zwischen Ankunft (19.15 Uhr) und Abendessen (20.45 Uhr).



Mittwoch, 27. Mai 2009

Tag 8 - Der lange Weg aus Helsinki


Das Frühstück auf der Fähre ließ bei uns noch einmal Urlaubsstimmung aufkommen. Noch schien die Morgensonne, doch mit dem Anlegen im neuen Hafen bewölkte es sich an diesem frühen Mittwoch. Mit einigen Problemen schafften wir es die Fahrräder von der Fähre zu bringen. Stephan, Bernd, Jörg, Gabriele, Dietrich und Joachim warteten schon. Schnell waren die Räder bepackt und dann ging es los. Nicht so einfach wie gedacht, die neuen Straßennamen machten das Navigieren nicht gerade leicht, und so dauerte es gut zwei Stunden bis wir die finnische Hauptstadt hinter uns gelassen hatten. Jetzt kam der Regen und Willi hatte einen Platten. Wie schön hätte es sein können, wenn nur ein wenig finnische Sonne bei uns gewesen wäre. So freuten wir uns an einer kräftigen Gemüsesuppe zur späten Mittagszeit – und hatten großes Glück. Auf den kommenden 100 Kilometern hinter der Golfanlage – wo wir gerne zu Gast waren – gab es weder einen Supermarkt, noch eine Tankstelle oder eine andere Einkaufsmöglichkeit. So fiel dann auch unsere Kaffeepause einfach aus und wir radelten unserem Abendquartier entgegen: herrlich gelegen – oberhalb des Sees und zum Abendessen gab es frischen Lachs – aber kein Bier – vielleicht ist das auch gut so, schließlich warten morgen wieder 160 Kilometer auf uns.



Höhenmeter 1.035

Dienstag, 26. Mai 2009

Tag 7 - Umplanen auf See

Das geschäftige Treiben im Hafen ließ die Zeit schnell vergehen – und dann bekamen wir den freundlichen Hinweis, dass wir mit den Fahrrädern an Bord fahren können. 9 Personen und 15 Fahrräder – und fahren – nicht laufen – wie kann das gehen? Ganz einfach: zuerst fahren 8 Radler los. Einer bleibt bei den restlichen Fahrrädern. Von den 8, die auf dem Schiff angekommen sind werden sechs mit einem Kleinbus zurück gefahren (zu Fuß gehen ist nämlich nicht erlaubt). Dann kommen die 6 mit den restlichen Rädern (und natürlich mit dem „Wache schiebenden“ restlichen Radler) an Bord. Wir haben diese mathematische Höchstleistung eine Stunde vor Mitternacht ganz alleine vollbracht; ohne Karsten – der war zu der Zeit mit den Rückfahrern schon in Reinfeld – der letzten Nacht vor der Heimreise.
Wir machten uns an Bord der Finnstar schnell mit den neuen Gewohnheiten vertraut. Die Uhr eine Stunde vorstellen – und schon war Mitternacht vorbei und wir voller Vorfreude auf unser Abendessen – oder war es ein erstes Frühstück?
Bis zum „zweiten“ mussten wir uns dann nicht lange Zeit lassen. Ab 9 Uhr (in Deutschland 8 Uhr) konnten wir dann in aller Ruhe (wohl zum letzten Mal für lange Zeit) die skandinavische Küche genießen. Jochen F. hatte es als erster bemerkt: unser Schiff fährt in den neuen Hafen – 15 Kilometer östlich von Helsinki ein. Was zuerst nur ein Gerücht war, entpuppte sich nach einem Gespräch mit dem Zahlmeister als harte Realität. Also umplanen. Bernd anrufen und die Flieger informieren. Mit Stadtplan und Routenplaner den besten Weg auskundschaften (Willi nicht mit in die Sauna begleiten), die Kilometer neu berechnen, den Zeitfaktor einkalkulieren – und hoffen, dass wir auch so nach Tuusla, der ersten Stadt außerhalb von Helsinki kommen, ohne dass wir zuviel Zeit verlieren. Warum sollte auch einmal alles ohne Hindernis gehen

Zwischenbilanz - auf See

Voller Sehnsucht nach den Fjorden
und mit Sonne im Gepäck
zogen wir hinauf nach Norden -
früh um sechse war´n wir weg.

Bald schon waren überwunden
Taunus und auch Westerwald.
Dann - nach weiteren 4 Stunden -
blitzt es plötzlich - und es knallt!

Doch es gibt für uns kein Halten,
denn das Tagesziel ist nah.
Letzter Anstieg - kurz mal schalten,
und dann sind wir auch schon da.

Von der Lahn bis an die Leine
gibt es manchen steilen Pfad.
Dank sei Thomas, dass er keine
Steigung ausgelassen hat.

Schließlich rollt man durch die Heide,
völlig locker und entspannt.
Keine Berge - pure Freude,
blauer Himmel, grünes Land.

Kaffeepause wird verschoben,
nur, damit uns nichts entgeht:
Wolfsburg vorne, Mainz ganz oben!
Wir sind immer up-to-date!

Wieder geht es auf die Piste
mit dem Wind, der günstig steht,
bis hinauf an Deutschlands Küste,
wo es nicht mehr weiter geht ...

Doch des Euroradlers Ehre
akzeptiert die Grenzen nicht,
denn es gibt ja eine Fähre,
die hier in die Ostsee sticht.

Also kann man weiter rollen,
wie der Wind auch immer dreht,
zu den Elchen, zu den Trollen -
bis es nicht mehr weiter geht.

Montag, 25. Mai 2009

Tag 6 - Abschied, Ankunft und ein Kilometer Busfahrt


Es ist frisch an diesem Montag in der Früh, der Morgennebel steht noch über der Elbe, als wir uns zur letzten Etappe in Deutschland aufmachen. Aber zuerst einmal heißt es Abschied nehmen. Josef und Gerhard verlassen uns in dieser frühen Morgenstunde Richtung Lüneburg und wollen in fünf Tagen wieder Bischofsheim erreicht haben.
Wir überqueren die Elbe, finden den Radweg nicht gleich, rasten kurz in Friedrichsruh und radeln durch die Holsteinische Schweiz. Ein Kopfsteinpflasterweg im Naturschutzgebiet nötigt Karl-Georg ein verbales Kopfschütteln ab und um die Mittagszeit sind wir bereits an der alten Salzstraße. Herzhaft milde Matjes stärken uns bis zum Marktplatz in Lübeck und dort gibt es Kaffee und Kuchen – in der herrlichen Mittagssonne, direkt unter dem Rathaus. Dann ein Anruf: Karsten, Caro, Peter und Harald sind schon in Travemünde. Morgens um 6 Uhr sind sie mit dem „Arena“ in Bischofsheim gestartet und nach Stunden haben sie die Ostseeküste erreicht. Was man mit 60 PS doch alles schaffen kann.
Wir Radler ärgern uns. Von Lübeck nach Travemünde – mit dem Fahrrad – das geht nicht mehr so einfach. Die Brücke gibt es seit zwei Jahren nicht mehr. Nur noch einen Autotunnel – und der ist für Fahrräder verboten. Wir fügen uns (ausnahmsweise) und steigen mit unseren Fahrrädern in den kostenlos verkehrenden Bus. Nach einem Kilometer „spuckt er uns wieder aus“ und der Spuk hat ein Ende. Harald holt uns ab, geleitet uns sicher um Fähranleger und dort erwartet uns schon die Schwester von Jochen B. und Frikadellen, Brot und einen Kümmel.
So gestärkt sagen wir tschüs zu Uwe, Rudi, Bettina, Hans, Giesela, Walter, Heinz-Ludwig; Heiko und Juan – eine knappe Woche radeln mit ihnen geht zu Ende. Jetzt kommt zu dem Abschiedsschmerz der Satz „hätten wir nur“ – weitergemacht. So aber machen sie sich mit ihren Rädern auf die letzten 30 Kilometer zum Hotel in Reinfeld. Noch eine Nacht und dann geht es mit Carmen und Caro zurück nach Bischofsheim.Wir haben Peter und Harald schnell in unser Team integriert. Es ist fast schon so wie nach einer Fußballmeisterschaft. Einige Spieler verlassen den Verein, andere kommen hinzu.
Jetzt heißt es erst einmal warten. Warten bis wir uns für die Fährfahrt anmelden können, warten bis wir auf das Schiff Richtung Helsinki können, warten bis wir unseren Mitternachtsimbiss bekommen.

Höhenmeter 322

Sonntag, 24. Mai 2009

Tag 5 - Sprint zum Bundesligaaufstieg

Moskau, Istanbul, Lissabon, Jalta, Dublin, Tallinn, Venedig, Palermo – die Euroradler spielen bereits in der ersten Liga. Mit der Nordkapfahrt 2009 gibt es jetzt das „i“-Tüpfelchen oben drauf. Und dort wo wir Euroradler sind, da wollten am Sonntag natürlich auch die 05er aus Mainz hin. Giesela hatte einen Wunsch – beim Aufstieg der Mainzer dabei zu sein. Im Stadion, das ging nicht – schließlich sind wir in der Lüneburger Heide unterwegs. Über Radio und „Knopf im Ohr“ war auch keine berauschende Idee. Also was tun? Für jedes Problem haben die Euroradler eine Lösung. Am Samstag (spät abends) ein wenig recherchieren und herausfinden wo es eine „Sportsbar“ gibt. Dann berechnen wo man etwa gegen 15 Uhr sein wird (zumindest die zweite Halbzeit sollte es sein) und am Sonntagvormittag telefonieren.
Im „Dorfkrug“ in Winsen an der Luhe ist man über unser Ansinnen nicht erstaunt. Kaffee und Kuchen für alle – telefonisch geordert – und dann ging es in Winsen an der Aller auf die Piste. Gut 95 Kilometer bis „in das andere Winsen“, das sollte bis 15 Uhr zu schaffen sein. Dann aber packte die Euroradler das Aufstiegsfieber. Rasant ging es durch die Heidelandschaft. Ein paar beklemmende Minuten bei den Kilometern vor Bergen-Belsen und schon war die Gruppe im Gast- und Pensionshaus „Zum Naturschutzpark“ in Hörpel. „Suppe für alle“, auch hier ging es schneller als gedacht und dann wurdeein Gedanke Wirklichkeit: schon weit vor 14 Uhr liefen (also fuhren) wir im „Dorfkrug“ ein. Jochen hatte als Besenmann ganze Arbeit geleistet und „hinten keinen rausfallen lassen“ und dann konnten wir bei Kaffee und Kuchen gleich vier Mal jubeln. Ob wir im kommenden Jahr genauso herzlich empfangen werden – schließlich waren wir in einer HSV-Kneipe zu Gast?
Die letzten 13 Kilometer nach Stove waren dann ein einziges Glücksgefühl – wenn auch mit einem leicht bitteren Beigeschmack, denn schließlich ist morgen in Travemünde schon Wechseltag und ein paar Euroradler treten die Rückfahrt nach Hause an.

Höhenmeter 225

Samstag, 23. Mai 2009

Tag 4 - Präsidentenwahl, Meisterschaft und 121 Kilometer

Den 23. Mai 2009 vergisst ganz Wolfsburg nicht. Auch in Berlin wurde Geschichte geschrieben. Dafür nimmt sich die Leistung der Euroradler an diesem Tag eher bescheiden aus. Die Bergetappen liegen hinter uns, die Fichten- und Tannwälder wurden von Mais-, Kartoffel- und Weizenfeldern abgelöst und die Straßen werden gerader. Nach einem kräftigen Frühstück in Hameln ging es los. Rudi musste eine Extraeinheit einlegen, sein Reifen war platt – quasi über Nacht – ohne Luft. Aber er schaffte es natürlich – wie wir alle. Pünktlich um 8.30 Uhr ging es los. Eine kurze Stadtrundfahrt, den Rattenfänger trafen wir nicht und dann ging es noch einmal nach „oben“. Nicht lange, aber durchaus schweißtreibend. Dann aber war das Weserbergland Geschichte. Ein paar Kilometer unbefestigte Waldwege und schnell waren wir in Neustadt am Rübenberge. Im „Ratskeller“ stärkten wir uns (schnell und gut) und nach einer kleinen (unfreiwilligen) Stadtrundfahrt (man sollte sich doch stärker auf die Karte als auf das Eis konzentrieren) ging es hinunter zur Leine. Unsere ruhige Nachmittagstour wurde nur durch den ein oder anderen „langsamer“ Schrei oder das Bedürfnis einmal anzuhalten – um ihm nachzukommen – unterbrochen. In Wietze lauschten wir in einem Eiscafe der Bundesligaschlusskonferenz, ließen uns Kaffee und Eis – auf Einladung von Rudi – besonders gut schmecken und machten uns auf den Weg zu den letzten Kilometern des Tages. Die gesperrte Brücke über die Aller konnten wir - danke der freundlichen Dame aus Wietze - elegant umgehen und waren schnell in Winsen.

Höhenmeter 301

Freitag, 22. Mai 2009

Tag 3 - Türkisch - italienisches "Pizza, Salat, Nudel - Buffet"

Es gibt Tage, die beeindrucken durch ihre „Randerscheinungen“. Die erste davon war der herzliche Abschied in der Pension „Robitsch“ und die damit verbundenen unfreiwilligen Stopps. Zuerst hatte Hans seine Windweste vergessen, dann erwischte es Jochen mit einem Platten. Wir kamen gut voran, der Wind stand günstig und so konnten wir unserem Hessen nach 20 Kilometern „tschüs“ sagen. 280 Kilometer waren wir durch unser Bundesland gerollt und haben viele neue Eindrücke gewonnen. Mache davon verdienen es vertieft zu werden.
So auch die zweite „Randerscheinung“ – unsere Mittagsrast in Brakel. Wir wollten schnell weiterkommen und so orderten wir in der Pizzeria „Paparazzi“ einfach „18 Portionen Nudeln mit einer kräftigen Soße (egal was) und 18 Apfelschorlen. Dann warteten wir. Nach 10 Minuten kam der Seniorchef und wollte die Bestellungen einzeln aufnehmen. So kamen wir nicht weiter. Ein kurzes direktes Gespräch mit der Küche – machen Sie etwas – egal was – wurde zu einem richtigen Erfolg. Binnen zehn Minuten kamen verschiedene Pizzen, ein paar Salate und ein paar Portionen Nudeln. Jeder bediente sich und binnen 40 Minuten saßen wir wieder auf unseren Rädern. Dass das gesamte Mittagsmenü auch noch unsere Reisekasse schonte war ein gelungener Nebeneffekt. Und weiter ging es. Am Rande des Teuteburger Waldes in das Wesergebirge – bergan und bergab – zur Kaffeerast in der „Windmühle“. Dort ließen wir es uns gut gehen, schließlich hatte Nico dazu eingeladen. Der war zwar noch im fernen Gustavsburg, hatte aber Geburtstag. So umgingen wir auch den einzigen Schauer an diesem Freitag und kamen „trocken“ zum „Schultheiß“ nach Hameln. Schnell waren die Abstellräume ausgeräumt und ein sicherer Platz für unsere Räder gefunden.

Höhenmeter: 1.035

Donnerstag, 21. Mai 2009

Tag 2 - Unbekanntes Nordhessen - oder: Klaus "Maria" ist da

„Walter ist weg“ – das hatten wir vor einem Jahr schon einmal. Diesmal sollte es einen Tag später sein – und diesmal hatte er einen Begleiter: Gerhard. Irgendwie haben wir die beiden bei einem Regenschauer an der Eder aus den Augen verloren. Telefonischer Kontakt war nicht möglich, denn die beiden sind unsere einzigen Mitradler ohne Handy. Und auch uns konnten sie (zum Beispiel von einer Telefonzelle aus) nicht erreichen – denn wozu denn die Handyliste mitnehmen, wenn man „eh“ keines hat. Abends in Bad Arolsen trafen wir sie aber natürlich unversehrt wieder und den ganzen Tag waren wir über ihren Verbleib informiert. Beim Feuerwehrfest bei Frankenberg rief man uns zu, dass sie dort gevespert hätten, beim Kaffeestopp in Korbach hatte man sie auch gesehen – es hat schon was, in einheitlichen Trikots zu fahren. Hoffentlich verlieren wir den Heiko nicht mal – denn der fuhr heute nicht in „norwegischer Montur“. Dafür verfügen alle Fahrer jetzt über einheitliche Poloshirts, die frisch gewaschen per Express nach Biedenkopf kamen (Lexxi, Carmen und UPS sei Dank) und uns auch nach dem radeln unverkennbar machen.
Mit einem freundlichen „nehmt doch den Radweg“ wurden wir in Biedenkopf verabschiedet. Nehmt doch ein paar Bananen vom Buffet mit – hier im Berggarten sind Radler wirklich willkommen. Wäsche waschen, trocknen über der Heizung – alles kein Problem. Und so ging es dann durch „unbekanntes Nordhessen“. Eine herrliche Mittelgebirgslandschaft, ideal zum sportlichen radeln, sicher manchmal schweißtreibend, aber immer ein Genuss. Die Mittagsrast in der Ratsschänke in Frankenberg dauerte ein wenig länger, dafür entschädigte der Speckkuchen („unsere oberhessische Pizza“). Juan hatte den ersten Platten der Tour. Aber dieses kleine Problem glich unser Kaffeestopp in Biedenkopf im Cafe „Die Bank“ aus. Das sollten sich Radfahrer merken. Kräftiger Kaffee, tolle Sahnetorten – und alles schont noch das Budget – hier muss man noch mal hin, um es sich in gemütlichen Polstern gut gehen zu lassen.
In der Pension „Robitisch“ wartete schon Klaus „Maria“. Er war an den vergangenen drei Tagen von Eschenbach zu uns geradelt und wird bis zum Schluss dabei bleiben. Jetzt sind wir „18“ bis Travemünde. Das ist vor allem wichtig für unseren Besenmann – den Job hatte heute Jochen übernommen. Es war wie gestern: der „Besen“ hinten, Adi vorne.
Mit dem Zimmer verteilen haben wir nach zwei Tagen schon Routine, auch wenn Klaus „Maria“ unfreiwillig für Verwirrung sorgte. Er hatte das Einzelzimmer vom Bettina und unsere Wirtin meinte trocken „der ist so klein, da kann auch noch eine Frau dazu“. Dazu sollte es aber nicht kommen.

Höhenmeter: 1.041

Mittwoch, 20. Mai 2009

Tag 1 - Wolkenbruch in Biedenkopf






Geht es wirklich los? So recht glauben wollte ich es nicht, als um 4.55 Uhr der Wecker klingelte. Gut eine Stunde später waren wir schon auf der Strecke. Natürlich den Radweg über den Rampen in Bischofsheim, ein Blick zum Bahnhof – von dort aus sollte Giesela ein paar Stunden später aufbrechen – und schon hatten wir den Main hinter uns gelassen. Die ersten Steigungen im Taunus waren kein Problem. An der Baustelle in Niedernhausen meinten die Bauarbeiter „wir sollten einfach durchfahren“ (was wir auch taten) und pünktlich um 9 Uhr waren wir in der Bäckerei Schäfer in Würges. Die leckeren Brötchen „sind mit Liebe gemacht“ meinten die beiden netten Verkäuferinnen – und der heiße Kaffee weckte die Lebensgeister. Harald und Peter, die uns bis Würges begleitet hatten machten sich auf den Rückweg (auf Wiedersehen in Travemünde) und wir waren in gut einer Stunde an der Lahn. Dann aber kamen die Höhen des Westerwaldes. Unser Feld zog sich in die Länge. Besenfrau Bettina blieb in ihrem gelben Leibchen genauso konsequent „hinten“ wie Adam „vorne“, und so schafften wir pünktlich unseren Mittagsimbiss in der „Wällerhütte“ in Driedorf. Salat und Nudeln „satt“ – mit zwei leckeren Soßen – dazu die obligatorische Apfelschorle – Radlerherz was willst du mehr. Die Kilometer bis Dillenburg waren genau richtig zum erholen und verdauen. Dass Radler aber immer essen und trinken können bewiesen wir bei der Kaffeerast im Dorfgemeinschaftshaus in Oberdieten (da sollte kein Radler einfach vorbeifahren) und dann hatten wir es geschafft …….. meinten wir. Einen Kilometer vor Biedenkopf erwischte es uns: aber richtig. Ein Wolkenbruch aus heiterem Himmel. Zentimeter hohes Wasser auf der Straße, Windböen die uns fast umrissen. Wenn er Satz „nass bis auf die Haut“ irgendwann einmal zutrifft – heute um 18.50 tat er es. Aber wir sind da. Im Hotel „Berggarten“ freuen wir uns nach einer heißen Dusche auf unser Abendessen, während unsere Trikots sich in der Waschmaschine drehen.
Höhenmeter: 1.605


Dienstag, 19. Mai 2009

Noch 1 Tag - Kein Umweg am Start


Jetzt zählen wir die Stunden bis zur Abfahrt. Und gleich auf den ersten Kilometern drohte uns eine Umleitung. Die Eisenbahnbrücke vor Niedernhausen wird saniert. Was tun? Ein paar Höhenmeter und Kilometer mehr oder auf der Umleitungsstrecke mitten in den Berufsverkehr geraten? Eigentlich wollten wir weder das eine, noch das andere. Und wie so oft, gab es für unser Problem den „dritten Weg“. Über das Amt für Straßenverkehr und die Straßenmeisterei in Idstein wurden wir freundlich auf die radgerechte Alternative aufmerksam gemacht, die wir unbürokratisch von der Gemeinde Niedernhausen genehmigt bekamen:


Sehr geehrter Herr Will,
gemäß §§ 44, 45 und 46 StVO erteile ich Ihnen und ihrer Fahrradgruppe die Genehmigung, am 20.5.09, zwischen 08 und 09.00 Uhr, die L 3028 von der Einmündung A3 bis zur Einmündung Schwarzlandweg und den Schwarzlandweg von der Einmündung L 3028 bis zur L3027 (Wiesbadener Str) entgegen Zeichen 250 StVO zu befahren.
Die Benutzung des Schwarzlandweges wird unter Ausschluß jedlicher Haftung ausgesprochen, da es sich um einen wassergebundene Waldweg handelt.
Wir wünschen Ihnen und ihrer Fahrradgruppe ein gutes Gelingen und verbleiben
mit freundlichen Grüssen
Rüdiger Brühl
Amtsleiter



So können wir jetzt problemlos losfahren, haben keinen Kilometer mehr und kommen pünktlich zum Frühstück nach Würges.

Montag, 18. Mai 2009

Noch 2 Tage - Heute letzte Einrolltour


Wie wird das Wetter am Mittwoch sein? Klappt das mit dem Frühstück in Würges? Ist die Straße bei Medenbach wirklich gesperrt? Sind 160 Kilometer nicht doch zuviel? Nehme ich zwei oder vier Satteltaschen mit?
Mit der Spannung nehmen auch die Fragen zu. Obwohl viele der EuroRadler schon seit vielen Jahren dabei sind, kribbelt es doch vor dem Start gewaltig. Da tut es gut sich 36 Stunden vor der Abfahrt noch einmal abzusprechen und letzte Unsicherheiten auszuräumen.
Wer also am heutigen Montag dabei sein möchte, wenn die EuroRadler letztmals auf Trainingstour gehen, der sollte einfach pünktlich um 18 Uhr im Hessenring in Bischofsheim sein.

Sonntag, 17. Mai 2009

Noch 3 Tage - Wer ist der erste Besen?


Wenn es am Mittwoch in aller Früh' los geht, dann gibt es vor der Abfahrt eine wichtige Frage zu klären: "Wer ist der Besen?". Das hat bei den EuroRadlern Tradition. Auf jeder Etappe "muss" ein (starker) Fahrer "hinten bleiben". Schauen, dass keiner aus der Truppe "abreißt", dass sich das Team nicht zu stark auseinanderzieht und natürlich dem Leader ein paar Tips zum richtigen Tempo gibt.

Je anspruchsvoller das Streckenprofil ist, um so schwieriger ist die Aufgabe des Besenmannes oder der Besenfrau. Auch in diesem Jahr gibt es für den "Besen" wieder ein eigens für die Tour entworfenes "Besenshirt". Das wechselt täglich den Träger und hat somit nach der Tour einen ganz besonderen Wert (manchmal auch einen ganz besonderen Duft).

Samstag, 16. Mai 2009

Noch 4 Tage - Die Spannung steigt


Nur noch vier Tage, dann geht es wieder los. Diesmal ist der Norden Europas unser Ziel. Das Nordkap (in der deutschen Sprache mit einem "p") liegt genau 2.640 Kilometer von uns entfernt. Ob diese Berechnung zutrifft werden wir in den kommenden 25 Tagen erfahren. Unsere Europakarte haben wir bereits ergänzt.

Dienstag, 5. Mai 2009

Nordkap-Tour 2009 - bald geht´s los ...

Liebe Freunde der EuroRadler,

auch in diesem Jahr wird Thomas Will an dieser Stelle wieder täglich über den Verlauf der Europa-Radtour berichten. Ab dem 20. Mai können Sie zeitnah dabei sein, wenn sich die EuroRadler über Norddeutschland, Finnland und Norwegen auf den Weg zur äußersten Spitze Europas machen.


Bis dahin sind es nur noch wenige Tage. In der Zwischenzeit können Sie sich hier noch einmal an den Berichten von der letzten großen Tour im Jahr 2007 erfreuen.