Montag, 11. Juni 2007

Tag 1 - Danach -: Nach der Tour ist vor der Tour


Die erste Nach im eigenen Bett. Der erste Tag nach der Tour. Noch sind die Eindrücke frisch. Immer wieder kommen Erinnerungen. Gabriele und Rüdiger holen ihr Gepäck und ihre Fahrräder ab. Marga und Karl ihre Wasserkisten, die sie gestern stehen lassen mußten um Fahrräder zu transportieren. Sie bedanken sich mit den Erinnerungen von Lars Brandt an seinen Vater. Jetzt müßte eigentlich das Fahrrad geputzt werden - aber wann ist dazu Zeit? Morgen Abend treffen wir uns zu ersten Ausrolltour "danach". Wir werden viel zu erzählen haben - vielleicht auch ein wenig über unser "Zwischenjahr" 2008 und die neue große Tour 2009.

Mit diesen Gedanken schließe ich das Tagebuch Sizilien 2007 ab - mit einem herzlichen Dank an alle Mitradler, gleich ob sie nur ein paar Stunden oder die ganze Tour dabei waren. Danke sage ich auch der Busbesatzung und unserem Fahrer Gerhard und allen Menschen in Deutschland, Italien und der Schweiz, die zum Gelingen der Tour beigetragen haben.

Sonntag, 10. Juni 2007

Tag 26: Nichts wie nach Hause


Aktuelle Information (Stand: 10.00 Uhr):

Nach einer Weißwurstpause im Bahnhof München nehmen die Euroradler den ICE um 9.56 nach Frankfurt. Ankunft ist dort um 13.05 Uhr. Die S-Bahn nach Bischofsheim fährt um 13.17 Uhr ab, so dass die Bahn"rad"fahrer um 13.46 Uhr am Bahnhof in Bischofsheim sein werden.

Der Radbus wird nach jetzigem Stand gegen 16 Uhr in Bischofsheim sein.


Getrennt starten die Euroradler in den letzten Tourtag, der mit Rad fahren nichts mehr zu tun hat. Gerhard, Thomas, Carmen, Karl und Marga starten kurz vor 8 Uhr in Sagno, gleich hinter der italienischen Grenze – mit 18 Fahrrädern im Anhänger – per Bus zu den letzten 605 Kilometern. Dort waren wir kurz nach Mitternacht, nach einem Stau an der italienisch/schweizer Grenze, angekommen und nach einem kleinen Imbiss sofort eingeschlafen.
Die zwölf Bahn“rad“fahrer begannen den Tag auf dem Bahnhof in Bologna, wo sie kurz vor 1 Uhr in der Nacht ankamen. Mit dem Nachtzug ging es dann nach München weiter. Da der Zug "auf freier Strecke" eine Pause einlegte, kamen die "glorreichen 12" erst um kurz nach 9 Uhr in München an.
Wie geplant waren die Bahnfahrer kurz vor 14 Uhr am Bischofsheimer Bahnhof und wurden mit einem Glas Sekt empfangen. Der "Radbus" musste sich durch zwei Staus bei Karlsruhe kämpfen und kam um 17 Uhr in der Mainspitze an.
Die kommende Stunde wurde dazu genutzt die Fahrräder auszupacken und wieder zu montieren. Mit einem Bildband über Süditalien bedankten sich die Euroradler bei einer Tasse Kaffee bei ihrem treuen Busfahrer Gerhard.
Jetzt gilt es die Räder wieder "fahrfertig" zu machen, damit am Dienstag um 18 Uhr die Ausrolltouren beginnen können.

Samstag, 9. Juni 2007

Tag 25: Bischofsheim, wir kommen später

Aktuelle Information (Stand: 22.10 Uhr)

Die Fähre aus Palermo legte erst um 20.30 Uhr in Genua an, Die Euroradler haben den Abendzug ab Genua um 21.19 Uhr erreicht. Sie fahren über Voghera (22.06/22.27 Uhr) nach Bologna (0.54/1.23 Uhr) und weiter nach München, wo sie um 8.30 Uhr ankommen sollen. Dann geht es um 8.56 Uhr weiter nach Frankfurt. Dort ist die Ankunft um 12.05 Uhr geplant, bevor es mit der S-Bahn um 12.17 Uhr weiter nach Bischofsheim geht. Sollten alle Verbindungen gut gehen“, sind die Euroradler um 12.46 am Bahnhof in Bischofsheim.


Unser Schiff fährt Richtung Genua. Beim Frühstück sind wir noch optimistisch, dass die Schiffsreise bei herrlichem Wetter zu einem entspannenden Erlebnis wird. Da stört uns auch die Preisgestaltung wenig. Jedes Brötchen, jedes Päckchen Marmelade oder Butter, jede Tasse Kaffee – und die Milch extra – wird berechnet. Nun gut, wir sind von den Fähren der Nord- und Ostsee andere Kalkulationen gewohnt. Dann aber der „Schock“. Unsere Fähre soll erst um 20 Uhr in Genua ankommen. Am späten Vormittag wird die Ankunftszeit auf 19.30 korrigiert. Das hilft uns aber auch nicht, denn unser Zug in Genua fährt um 19.19 Uhr ab. Was tun? Die Informationslage an Bord ist dürftig. An der Auskunftstheke verweist man uns auf spätere Züge – aber wann? Verbindungen per Handy oder Internet sind auf See nicht möglich. Erst als wir am Nachmittag Elba passieren gelingt es eine Alternative ausfindig zu machen: 20.19 ab Genua, 22.15 ab Milano, 1.01 ab Verona, 6.50 ab München …… na ja, dann wären wir so gegen 11 Uhr in Bischofsheim. Wir versuchen den ganzen Nachmittag über eine bessere Verbindung zu finden: vergebens. Bernd übernimmt die Bahnkarten und damit die Verantwortung für die zwölf Bahnfahrer, die sich am Samstag Abend auf den Weg machen.
Auch für unseren Bus ist die späte Ankunftszeit natürlich ärgerlich. Drei Stunden bis in die Schweiz, dann ist es fast Mitternacht, ein paar Stunden Schlaf und dann weiter nach Hause. Zwischenzeitlich freuen wir uns über eine Nachricht von Stephan und Jörg, die zwar mit 90 Minuten Verspätung in Palermo abgeflogen, aber gut in Bischofsheim und Oppenheim gelandet sind.
Die Laune lassen wir uns aber von der Verspätung nicht verderben. Wir genießen noch einen Cappucino – was sind schon vier Stunden Verspätung bei 24 Tagen. Eines zeigt sich aber wieder einmal. Radtouren können wir planen – bei „öffentlichen“ Verkehrsmitteln können wir nie ganz sicher sein.

Freitag, 8. Juni 2007

Tag 24: Tschüs - Stephan, Jörg und Sizilien

Hoch über den Dächern von Palermo begann der letzte Tag auf der Insel mit einem unvergesslichen Frühstück. Ein leichter Wind, Sonne am Horizont und ein Blick über die erwachende Stadt bleiben unvergesslich. Nach einem kleinen Müsli, zwei Cafe Latte und frischen Brötchen mit Schinken, Käse, Salami und Marmelade hat uns die Hektik der Großstadt sofort wieder im Griff. Es heißt: Koffer packen und im Bus verstauen. Das ist aber nicht so einfach. Was wird auf der Fähre benötigt, was im Zug und was kann bis Bischofsheim eingepackt bleiben. Klaus „Maria“ hat damit und mit dem Parkplatz so seine Probleme und kommt erst 20 Minuten nach dem vereinbarten Termin. Sei’s drum. Um kurz nach 9 Uhr startet unsere Stadtführung. Mit Maurizio (Rotolo) haben wir einen richtigen Glücksgriff gemacht. Die Märkte der Altstadt bringt er uns ebenso näher wie den Dom oder die Oper. Das ist es aber nicht alleine, was einen guten Stadtführer ausmacht. Maurizio versteht es uns „sein“ Sizilien und „sein“ Palermo nähet zu bringen. Er kennt Hintergrunde, politische und wirtschaftliche Zusammenhänge, betrachtet die soziale Seite und findet so schnell einen Draht zu uns. Die vier gemeinsamen Stunden vergehen wie im Flug. Dazwischen schnell einen Kaffee, dann ein kleiner Mittagsimbiss und am Nachmittag steht für die meisten Euroradler Monreale auf dem Programmzettel. Mit einem Wort: beeindruckend – aber es zeigt auch auf, welche Gegensätze es schon damals gab: hier unermesslicher Reichtum – dort bittere Armut; ein Gegensatz der für die Region Palermo heute noch gilt. Den Nachmittag verbringen wir „individuell“, verabschieden Jörg und Stephan, die sich per Flugzeug gegen 22 Uhr auf den Weg via Köln nach Bischofsheim machen und warten am Fährhafen auf unser Schiff, das uns in der kommenden Nacht und am Samstag nach Genua bringen soll. Erst kam es mit einer Stunde Verspätung an, dann dauerte es sehr lange bis alle Lastwagen von Bord waren. Wir genossen in dieser Zeit unser Abendessen. Nur Gerhard mußte länger warten, bis unser Bus an der richtigen Stelle stand. Aber auch er wurde noch vor Mitternacht satt. Dann war es endlich soweit. Kurz nach 23 Uhr legte die Majestic ab. Mal sehen, ob sie es bis um 18 Uhr nach Genua schafft.

Donnerstag, 7. Juni 2007

Tag 23: 2.671 Kilometer - Wir sind Palermo

Die Geschichte unseres letzten Fahrradtages beginnt schon am Vorabend. Gerhard unser Busfahrer wir immer mutiger. Jetzt steuert er unser treues Gespann schon mitten in mittelalterliche Bergdörfer, mit engen Kurven und steilen Kopfsteinpflastergassen – in Caltavuturo bis vor unser abendliches Restaurante „al Peccatore“. Wer immer einmal hierher kommen sollte, für den lohnt sich nicht nur der kleine Hunger. Herrlich die Fischpasta, butterzart das Lamm und ein Traum die Torte zum Dessert. Ganz ungewohnte Seiten erkennen wir auch bei unserem "Doc", der die Pausen zwischen den Gängen zu ganz eigenen Gedanken über die Euroradler nutzt. Aber zurück zu Gerhard und unserem Bus. Am heutigen Morgen schauten wir uns erst einmal an, wie wir von „mitten im Ort“ wieder auf die Hauptstraße kommen konnten. Alle hatten wir gute Ratschläge, aber es waren Gerhard und besonders Bernd, der als „Aushilfsbusrangierer“ eine herausragende Figur abgab, die unser Gespann sicher „nach unten“ brachten. Das Gefälle hatte immerhin bis zu 24%. Wir Radler machten uns mit auf dem Weg aus der verträumten Mittelgebirgslandschaft in das pulsierende Palermo. Noch konnten wir knapp 40 Kilometer genießen: machten unseren obligatorischen „Obststopp“ in Cerda, ließen uns von einem netten Sizilianer, der Rüsselsheim und Groß-Gerau kennt, erklären wo man Wein kaufen kann – und dann waren wir auch schon in Termini Imerese. Jetzt waren sie wieder da: die Autos und die Hupen. Vor uns standen 40 Kilometer Küstenstraße. Bahnlinie, Autobahn und Staatsstraße dicht nebeneinander, Chemieindustrie direkt am Meer – für Radfahrer gibt es schönere Momente. In Santa Flavia „schnell ein Stück Pizza“ und dann hatten wir es kurz nach 14 Uhr geschafft: wir waren am Ziel in Palermo. Die Ankunft war weniger spektakulär als auf dem Ätna, dafür um so lauter. Wir schossen unser Abschlussbild in der City - alle in den grünen Trikots, nur ich durfte in dem rosa Trikot des Giroführenden fahren, und waren wenige Minuten später am Hotel. Es folgte die „übliche Hektik“ beim verpacken der Fahrräder und dann konnten wir sie nach 23. Tagen endgültig ausziehen: unsere Trikots und Radlerhosen. Jetzt sind wir mindestens drei Tage in „zivil“. Duschen, ausruhen, lesen, eine Tasse Kaffee in der Stadt, schnell ein Gang zum Friseur oder ein Telefonat mit zu Hause. Die Zeit bis zum Abendessen nutzte jeder Euroradler für sich. Bischofsheim – Palermo, das waren nicht nur 23 Tage und 2.671 Kilometer, das waren auch 25.577 Höhenmeter und viele kleine Geschichten. Manche finden sich in diesem Tagebuch, manche werden in den kommenden Wochen bei den Ausrolltouren erzählt werden, manche behalten wir aber auch einfach für uns.

Mittwoch, 6. Juni 2007

Tag 22: Von Kunstradfahrern, Unfällen, Fehlfahrten und ganz viel Gastfreundschaft


Eigentlich begann der Tag ganz „normal“. Ein gutes Frühstück in Enna, in einem Hotel, das „drinnen“ viel mehr hält, als es „draußen“ verspricht. Gleich nach der steilen Abfahrt aus der „normannischen“ Stadt steigt die Straße wieder an – Richtung Calascibetta. Wir haben gerade so richtig Tritt gefunden, das klingelt das Handy. Keine Geburtstagsgrüße – Jürgen unser Besenmann ist dran. An der Kreuzung hat ein PKW unseren „Doc“ angefahren. Passiert ist ihm – Gott sei Dank – (außer einem gehörigen Schreck) nicht, nur sein Fahrrad ist nicht mehr einsetzbar. Also müssen beide – Rad und „Doc“ (diesmal unfreiwillig) in den Bus. Wo bleiben aber Horst, Stephan und Harald? Sie sind falsch abgebogen, haben freiwillig ein paar Höhenmeter mehr gefahren und kommen mit leichter Verspätung zu unserem ersten Treffpunkt, gerade einmal sieben Kilometer vom Hotel entfernt. Mittlerweile sind 1 ½ Stunden vergangen und jetzt geht die Tagesetappe erneut los. Wir radeln mitten in Sizilien. Es geht auf und ab, hier 300 Meter nach „oben“, dort 200 Meter nach „unten“. Zwischendrin eine kleine Obstpause, der fahrende Händler freut sich uns an diesem Tag noch ein paar Mal zu sehen. Weiter bergan führt uns die Tagesetappe bis nach Petralia. Wir warten ein wenig länger auf unsere Pasta, dafür ist der Wirt total nett und erzählt, dass er früher in Ulm war und jetzt unsere Touren im Internet verfolgen will. Unsere Busbesatzung schlemmt nur ein paar Kilometer entfernt „fürstlich“. Am sonnigen Nachmittag führt uns der Weg weiter entlang des „La Madonie“, der höchsten Erhebung des Küstengebirges, nach Nordwesten. Kleine Bergdörfer wechseln sich mit pastellfarbenen Landschaftsbildern ab, bis wir Calavuturo erreichen. Eigentlich nur als „Zwischenübernachtung“ vor Palermo geplant, entpuppt sich der Ort als richtig nettes Städtchen. Nach und nach treffen wir uns am Eiscafe, schnell sind Jugendliche und Kinder um uns; einer zeigt seine Kunststücke auf dem Rad – und dann erfahren wir, dass wir in zwei getrennten Häusern untergebracht sind. Das „Raggio di Sole“ entpuppt sich als richtig nettes B&B. Wir bekommen zur Begrüßung von Gisella frischen Kaffee und Mineralwasser, sie bietet uns Gepäcktransfer und die abendliche Autofahrt ins Restaurant in der Stadt an (wir lehnen dankend ab und freuen uns auf einen kleinen Spaziergang) und informiert uns über die Sehenswürdigkeiten der Region. Also: wer eine Rundreise durch Sizilien plant und die Insel – abseits von Taormina oder Palermo kennen lernen will, der ist hier genau richtig..

Dienstag, 5. Juni 2007

Tag 21: Sonne über Enna


Wir nehmen Abschied vom Ätna. Mit einem guten Frühstück – nach zwei Tagen haben wir auch gelernt die Kaffeeautomaten zu bedienen – stärken wir uns für die Abfahrt. Wir nehmen nicht die Hauptstraße, sondern einen ausgebauten Forstweg an der Ostflanke des Bergmassivs. Alle wissen es – nur Bernd nicht. Der ist von der Abfahrt auf der Hauptstraße so begeistert, dass er einfach weiter „rollt“. Pfeifen, rufen, schreien – alles nutzt nicht. Während wir uns noch überlegen, ob wir uns aufregen oder telefonieren sollen, kommt er keuchend den Berg wieder hochgefahren. Diese Höhenmeter zählen aber nicht mit. Und ab geht es. Vorbei an Casa Milla, hinunter nach Adrano. Gleich nach der kleinen pulsierenden Stadt haben wir 1.700 Höhenmeter verloren – und ein ganz anderes Klima. Jacken aus, Hosen aus, Überschuhe weg – jetzt können wir wieder mit kurzer Hose und Trikot fahren. Da stört auch ein kleiner Regenschauer nicht. Wir genießen die typisch sizilianische Landschaft und die herrlichen Farben. Ein Unfall aus der SS 121 – ein Lastwagen und drei kleine PKWs sind involviert – macht uns schnell wieder klar, welchen Gefahren auch wir ausgesetzt sind. Bei unserer Mittagsrast mit viel Pasta und selbstgebackenen Kuchenteilchen (zu denen der Wirt uns einlädt) in Ariga verschwinden diese trüben Gedanken aber wieder. Wir rollen hinunter nach Pirato und machen uns kurz vor 16 Uhr auf zum Anstieg nach Enna. 600 Höhenmeter sind zu überwinden. Das geht ganz gut. Der Verkehr hält sich in Grenzen, die Steigungsprozente sind erträglich und die Ausblicke hinter jeder Kurve neu. Dazu lacht die Sonne vom Himmel. Um wie immer gemeinsam zum Hotel zu fahren warten unsere „Bergspezialisten“ am Cafe „Italia“. Nach und nach gönnen sich die Ankommenden ein Eis. Wir treffen Gerhard und die Busbesatzung, denen sich heute unser „Doc“ angeschlossen hat und machen uns auf den Weg ins Hotel. Vor dem Abendessen bleibt noch ein wenig Zeit für den „Mittelpunkt Siziliens“.
Übrigens: bis zum heutigen Abend sind wir bereits 2.495 Kilometer gefahren und haben 23.537 Höhenmeter bewältigt.

Montag, 4. Juni 2007

Tag 20: Schneesturm am Ätna

Wer nicht dabei war glaubt es nicht. Der Tag begann für die Euroradler mit viel Regen und Wind. Beim Frühstück immer wieder der bange Blick aus dem Fenster des Rifugio Sapienza. Mit jedem ersten Blick kam etwas mehr Hoffnung auf, mit jedem zweiten Blick schwand sie wieder. Dann ein Anruf von Andrea unserem Bergführer. Das Wetter sei zu schlecht. Die Verantwortung zum Gipfel zu gehen zu groß. Warten. Eine Stunde später kam die Erleichterung. Mit der Seilbahn bis auf 2.500 Meter fahren sei möglich, ein Anstieg auf 2.650 Meter verantwortbar und der Abstieg über den Tunnel und den Krater 2001 ebenfalls. Also legen wir die schwere Bergkleidung an. Stiefel und Winterjacken, Regenhosen und Handschuhe – und dann geht es los. Kaum sind wir aus den Sechser-Gondeln ausgestiegen bläst uns der Wind entgegen. Aus dem Regen ist längst ein dichtes Schneetreiben geworden, aber wir steigen unverdrossen weiter. Der Neuschnee liegt hier schon 15 Zentimeter hoch und darunter feinste Lavaasche. Wir versinken stellenweise knöcheltief, kommen aber gut vorwärts.Dann ist unser Bergführer verschwunden. Wenige Augenblicke später winkt er uns aus einem Erdloch zu. Er ist im „Tunnel“. Er animiert einige ganz mutige Euroradler, sich auf dem Rücken liegend, durch den engen Schacht aus Lavagestein zu zwängen. Die, die es tun bereuen es nicht. Der „Tunnel“ ist eine richtige Höhle, die durch ins Tal strömende Lavamassen entstanden ist. Natürlich kommen wir auch wieder heraus. Zwei Stunden später sitzen wir im Rifugio, genießen eine kräftige, warme Gerstensuppe und sich um viele neue Eindrücke reicher. Den Nachmittag gestalten die Euroradler sehr individuell: lesen, schlafen, ausruhen, reden, Kaffee trinken, telefonieren, Postkarten schreiben – nur Horst, unser „HiPlaFi“, denkt an den morgigen Tag und wirft einen Blick auf die Räder, einen Blick der ihm nach wenigen Minuten schwarze Finger beschert – natürlich, denn es gibt immer was zu schrauben oder zu reparieren.
(Eine Tabelle mit Fahrtangaben gibt es wieder am morgigen Dienstag, nach unserer Tour nach Enna)

Sonntag, 3. Juni 2007

Tag 19: Wir sind oben - Aus dem Regen in die Sonne

„Wer duscht denn schon um 6 Uhr?“ – war die Frage, die sich so mancher Euroradler am frühen Morgen stellte. Die Antwort war so klar wie erschreckend: Niemand duschte, es regnete. Das sollte auch so bleiben. „Wollen wir den Start um eine Stunde verschieben?“ war die nächste Frage – und die Antwort genau so klar: „Nein“. Also die schwere Regenkleidung anziehen und los fahren. Und gleich nach „oben“. Nach Castiglione waren es nur 5 Kilometer, dafür aber 400 Höhenmeter. Jetzt ließ der Regen langsam nach, dafür wurde die Regenkleidung von innen nasser und nasser. Dann der erste „Stopp“. Uwe hatte einen Platten am Vorderrad. Der war schnell behoben und es ging weiter. Nach zehn Minuten der zweite „Stopp“. Einer der vielen streunenden Hunde war in das Fahrrad unseres „Besenmannes“ Jürgen gelaufen. Hüfte, Arm und Schulter taten im weh, der „Cut“ unter dem Auge war wieder aufgegangen und wir verarzteten ihn. In Windeseile war eine Krankenwagen zur Stelle. Der nette Mediziner assistierte. Polizei kam hinzu. Der Polizist stammte aus Freiburg – und nach einem netten Smalltalk konnte es weiter gehen. Jürgen bis auf die Zähne und blieb bis zum Abend unser Besenmann (klasse Leistung!). Wir legten in Zafferana eine Mittagspause ein, stärkten uns mit Pasta und dann ging es los. Von 574 Meter Seehöhe auf 1.910 Meter – und das aus 17 Kilometer. Um 13.50 Uhr ging es los. Die ersten Euroradler waren um 16.12 Uhr „oben“. Binnen einer „sehr guten Stunde“ hatte es auch unser Besenmann geschafft alle Radler zum Pass „zu treiben“. Besonders erfreulich für uns – die Auffahrt wurde von der Sonne und einem herrlichen Blick zum Ätna gekrönt. Unser Busfahrer Gerhard konnte heute Fremdenführer spielen. Mit der „Damenriege“ und einem Mitfahrer ging es nach Taormina. Dort hieß es dann auch endgültig von Jochen Abschied nehmen, der heute Nacht nach Frankfurt zurück fliegen muss. Wir freuen uns auf den Abend und die Nacht im Rifugio Sapienza und die Tour am Montag zum Krater.

Samstag, 2. Juni 2007

Tag 18: Vom Stiefel nach Sizilien

Heute standen die letzten Kilometer auf dem „Stiefel“ auf dem Programm. Das Frühstück in Nicotera haben wir mit etwas Käse und Weißbrot „bereichert“ und dann ging es los. Karl legte sich mit Blick auf den kommenden Autoverkehr eine Mundmaske an und dann starteten wir gen Süden. Zwanzig Kilometer „flach“, doch dann steil nach oben. Wer meint, dass eine Küstenstraße etwas zum ausruhen ist, der täuscht sich. Eine kleine Stärkung auf dem Gipfel und dann in rasanter Fahrt bergab nach Bagnara. Und jetzt die Schrecksekunde. Unsere SS 18 war gesperrt. Ein freundlicher „Bagnarer“ (oder so ähnlich) gab uns ein Handzeichen, dass wir einfach weiter fahren sollten. Das taten wir natürlich auch. Und jetzt konnten wir die letzten 25 Kilometer bis San Giovanni richtig genießen. Ein herrliches Panorama, auch wenn der Nebel langsam über die Südspitze Italiens zog. Wir fanden den Weg zur Fähre, setzten in wenigen Minuten nach Messina über (für 50 Cent pro Person und Fahrrad!) und setzten unsere Fahrt – leider jetzt im Regen – fort. Ob es an der neuen Zimmeraufteilung lag oder am Wetter oder am „Samstagsfieber“, ein gemeinsames „Gruppenrollen“ war auf der Küstenstraße Richtung Taormina schwierig. Trotzdem schafften wir es kurz nach 18 Uhr gemeinsam im Hotel anzukommen. Nur Klaus „Maria“ hatte den „Spurt angezogen“ und konnte so unsere neuen Teilnehmerinnen als erster begrüßen. Hanne, Marietta, Marga und Carmen waren zuvor von Gerhard (der heute wieder einen Beifahrer hatte) am Flughafen in Catania abgeholt worden. Morgen, wenn wir im Ätna starten ist Gerhard auf keinen Fall mehr alleine im Bus. Vier „starke“ Begleiterinnen sind in der kommenden Woche immer dabei. Ob aus der aktiven Radlergruppe jemand dazu kommt – mal sehen. Heute heißt es auch Abschied nehmen. Jochen macht es uns schwer. Bei einem Klavierabend mit (viel) Grappa spielt er noch einmal für uns - time to say good bye.

Freitag, 1. Juni 2007

Tag 17: Später gestartet - früher angekommen

Eigentlich sollte es wieder pünktlich um 8 Uhr losgehen. Die Räder waren gepackt, die Wasserflaschen dank Gerhard gefüllt und die Hotelrechnung bezahlt. Bernd und Horst zeigten sich aber nicht gerade überzeugt, was die dauerhafte Funktionsfähigkeit von Haralds Schaltzug anging. Also schnell in den Fahrradladen neben dem Hotel – und in wenigen Minuten war der Schaltzug ausgetauscht – für 2 € inklusive Material und Arbeitslohn. Und jetzt ging es los. Weiter auf der SS 18 durch Kalabrien. Die Kilometerangaben für Reggio wurden immer geringer und nach gut einer Stunde und genau 30 gefahrenen Kilometern meinte Jürgen im vorbeifahren „bolz doch nicht so“ – um die kommenden 30 Kilometer an der Spitze im gleichen Tempo zu fahren. So waren wir bereits kurz nach 11 Uhr in Pizzo, gönnten uns zwischen hupenden Autos einen Kaffee und mussten danach 500 Höhenmeter überwinden, um nach Vibo Valentia zu kommen, immer mit einem herrlichen Ausblick auf das Meer. Hier oben gab es Pasta in drei Varianten – aber ganz bestimmt ohne „Arabiata“, denn die Erfahrungen vom Vortrag machten Stephan und Bernd noch viele Stunden danach ganz schön zu schaffen. Schaffen mussten wir jetzt nur noch die letzen dreißig Kilometer, und als wir die Stadtgrenze hinter uns gelassen hatten war es, mitten durch alte Olivenbaumanlagen und durch Dörfer in denen die Zeit stehen geblieben schien – ein herrlicher Abschluss einer „Halbtagesfahrt“, auch wenn dabei immer wieder Gedanken aufkamen, die sich mit der Armut der Menschen in Kalabrien beschäftigten.