Sonntag, 26. Juni 2011

Tag 32 - Wir sind (endlich) wieder da

Wir haben es geschafft. Wir sind wieder da. Nach einem guten Frühstück in den Schweizer Alpen ging es bei bestem Wetter problemlos bis Basel. Doch auf den deutschen Autobahnen wartete Stau auf Stau. Wir machten einen kleinen Umweg über Frankreich, dabei kam uns die Idee für die Herbstfahrt, und dann schafften wir es doch noch zur Kaffeezeit wieder in Bischofsheim zu sein. Dort wurden wir um 16.45 Uhr von unseren Radlerfreunden, die bereits vorher zurückgefahren waren herzlich begrüßt. Anhalten, Kaffee trinken, auspacken - und natürlich ein Glas Sekt (Danke Jochen F.) - innerhalb einer Stunde gab es kaum noch sichtbare Spuren unserer Fahrt. Die nicht sichtbaren werden aber noch lange bei uns nachwirken.

Samstag, 25. Juni 2011

Tag 31 - Von der Adria bis in die Schweizer Alpen

Nein, die Höhenmeter die wir mit dem Auto gefahren sind haben wir nicht mitgezählt. Die stolze Zahl von 30.786 Metern haben wir erradelt, an den Tagen zwischen Bischofsheim und Monemvasia. Da gab es sicherlich auch einmal eine flachere Etappe, aber im Schnitt waren es mehr als 1.000 Höhenmeter am Tag – ich finde eine stolze Leistung. Die heutige Tabelle zeigt dies im Detail einmal auf. Die Überfahrt nach Italien war ruhig. Nur am Samstagvormittag gab es ein paar leichte Wellen. Trotzdem hatte unsere „Superfast“ Verspätung. Dies scheint bei den Fähren im Mittelmeer an der Tagesordnung zu sein. Nach den Erfahrungen vor zwei Jahren hatte ich dies aber bei den Planungen berücksichtigt, so dass wir für die 504 Autokilometer in die Schweiz genügend Zeit hatten. Zuvor mussten wir uns von Alf verabschieden. Er wird die Strecke zwischen Ancona und der Mainspitze mit dem Fahrrad zurücklegen. Er hat noch nicht genug vom Sattel. Wir verabschieden ihn herzlich und machen uns auf den Weg. Es läuft erstaunlich gut, trotz der großen Baustelle zwischen Ancona und Bologna. Diesmal sind wir noch am Tag „in der kleinen Ameise“ in Sagno, vor vier Jahren war es Mitternacht. Noch einmal in guter Mittelgebirgsluft durchatmen und dann am Sonntag „ab nach Hause“.

Freitag, 24. Juni 2011

Tag 30 - Frühes Frühstück und Probleme mit den Schlüsseln

Noch einmal hieß es „früh aufstehen“. Nur Klaus „Maria“, Joachim, Karsten und Caro konnten liegen bleiben. Sie haben noch einen Urlaubstag in Monemvasia. Wir trafen uns pünktlich um zehn Minuten nach sechs – beim Sonnenaufgang – vor unserem kleinen Hotel, das teilweise in den Berg und seine Befestigungsanlagen hineingebaut ist. Belegte Brötchen, Kaffee, Kuchen und Obst – wir sollten doch bitte die restlichen Orangen mitnehmen – noch einmal konnten wir die griechische Atmosphäre genießen. Um uns herum kleine Kätzchen, hinter uns die glutrote Sonne und neben uns das Meer. Aber wir hatten keine Zeit mehr. Mit Satteltasche und Rucksack ging es zu unserem Bus. Gepäck rein, Anhänger ran – und los. 350 Kilometer bis Patras. Zuerst nach Sparta, dann nach Tripoli – und dann sechzig Kilometer Autobahn. Wir kamen gut voran, auch über die gesamte Baustelle, die zwischen Korinth und Patras als Autobahn (mit Maut!) bezeichnet wird. In Patras zeigte ein Busfahrer mehrfach auf unseren Anhänger. An einer Ampel waren zwei Menschen aus Asien auf den Anhänger geklettert, hatten (erfolglos) versucht, die Ösen zu öffnen, sprangen aber wieder ab, als wir es bemerkten. Es ging ihnen wohl weder um unsere Räder, noch um unser Gepäck (was soll man auch mit verschwitzter Wäsche), als um eine Möglichkeit, nach Italien und Deutschland zu kommen. Später im Hafen wurde uns dies bei gründlichen Untersuchungen noch einmal bestätigt. Dann rauf auf unsere Fähre – rückwärts mit Anhänger einparken (ohne Karsten!) – aber Dank eines freundlichen Griechen und seiner direkten Anweisungen hat es problemlos geklappt. Mit den Kabinen war das nicht ganz so einfach. Bei der Kontrolle wurden unsere Schlüssel mit den Boardingcards „neu gemischt“ und schon befürchtete so mancher die Nacht auf dem Flur verbringen zu müssen. Carmen behielt die Ruhe – probierte und sortierte, und so konnten wir uns einen Kaffee gönnen und uns bei strahlend blauem Himmel auf eine schöne Überfahrt freuen. (Mein Bericht kommt heute bereits früher, da es auf See keine stabile Internetverbindung gibt).

Donnerstag, 23. Juni 2011

Tag 29 - Von der Ägäis bis zum Nordatlantik

Island – wird das Ziel unserer Radtour 2013 sein. Die geheimnisvolle Insel im Norden Europas ist genau der richtige Akzent nach den tollen Erlebnissen auf dem Balkan und in Griechenland. „Wie kommen wir denn dort hin?“ – „Über Jütland und Norwegen oder über England und Schottland?“. Kaum ist das Ziel genannt, da wollen viele Euroradler schon Details wissen. Aber bis dahin ist es noch etwas Zeit. Klar ist nur, dass es wieder verschiedene Optionen gibt, aber zehn Tage radeln auf der Insel im Nordatlantik werden ebenso dazu gehören wie eine entspannende Schiffseise. Bis Weihnachten muss man sich aber jetzt in Geduld üben. Noch dominiert die Ägäis und nicht das Nordmeer, noch herrschen Temperaturen über 30°C und an warme Bekleidung muss man nicht denken. Dafür denken die Euroradler an Abschied. Stephan und Jochen F. starteten heute in aller Frühe mit dem Taxi nach Kalamata wo sie kurz vor zehn ankamen und dann abhoben. „Ich bin gerade die Tür herein“, so Stephan um 19.22 Uhr unserer Zeit (eine Stunde früher in Bischofsheim). Er und Jochen wurden sogar am Flughafen abgeholt. Gabriele machte sich mit den Bus auf den Weg nach Athen, und wir verluden ihre und unsere Räder, damit wir am Freitag um 7 Uhr in Richtung Patras starten können. Wie gut aber, dass es für uns noch einen Tag in Monemvasia gab. Die Oberstadt zu besichtigen ist ein wahres Abenteuer. Viele Ruinen und Befestigungen zeugen von der großen strategischen Bedeutung des Felsens, den wir am gestrigen Abend von einer ganz anderen Seite sehen konnten. Nach einen schönen Schwertfischmenü im „Matoula“ (toller Blick von der Dachterrasse) konnten wir auf dem Dorfplatz noch ein Konzert mit griechischer Musik genießen. Karsten hatte eine kleine (spontane) Weinprobe organisiert, und wir saßen noch lange auf den Treppenstufen vor der Kirche. Wer Lust hatte, ließ den Abend dann mit einem Glas Rotwein – vor unserem Hotel – in den neuen Tag hineingleiten, der unser letzter auf der Insel sein wird – für einige aber auch genügende Gründe bietet irgendwann einmal wiederzukommen.

Mittwoch, 22. Juni 2011

Tag 28 - 6.15 Uhr: Wach, auch ohne Wecker

Ein ganzer Tag ohne Fahrrad, zumindest für die meisten von uns. Und doch – die Rituale und Gewohnheiten der vergangenen vier Wochen sind so ganz doch nicht auszuschalten. Zwar kann man dies abends mit dem Wecker tun, doch wenn die innere Uhr auf 6.15 Uhr programmiert ist, dann kann man sehr wenig dagegen tun, außer sich vielleicht noch einmal umzudrehen. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten: morgendliches Schwimmen. Diese Variante wählte Stephan, der musste –genau wie Jochen F. - den Tag auch besonders gut nutzen, schließlich geht es für beide am Donnerstag schon zurück nach Deutschland. Aber eines war doch anders: beim Frühstück konnten wir uns Zeit lassen, ich hatte genügend Muße, um Mainspitze und Echo zu lesen und richtig Lust auf die zweite und dritte Tasse Kaffee. Ein Rundgang durch Monemvasia, bevor es von Touristen in Beschlag genommen wird war für uns ein Muss. Gabriele und Klaus (Maria) wurden mit ihren Rädern gesichtet (sie konnten es nicht lassen), und Caro, Karsten, Carmen und ich versuchten den Winzer zu finden, der für den bekannten Wein verantwortlich ist. Wir fanden ihn – und jetzt ist schon das erste Highlight für den Nachbereitungsabend gesichert. Unser roter Hänger ist mittlerweile auch der Polizei bekannt. Da es in Monemvasia keine Parkplätze gibt, stehen die Autos in einer Reihe am Straßenrand vor der Stadt. Autos – aber keine Anhänger. Und so machte uns heute eine Polizeieskorte darauf aufmerksam, dass der Hänger hier nicht bleiben könne. Karsten und ich parkten ihn ein wenig um und schlugen "zumindest noch eine Nacht“ heraus. Diese Nacht beginnt heute mit einem Klavierkonzert von Jochen F. in der Bar Camelot – quasi als Einstimmung auf unser Abendessen – diesmal ganz dem Meer gewidmet, gibt es Fisch. Ach ja, eine Frage ist bisher noch unbeantwortet: wo es in zwei Jahren hingeht, wissen nur die Eutroradler, die beim gestrigen Abendessen dabei waren. Morgen steht es dann auch hier im Blog.

Dienstag, 21. Juni 2011

Tag 27 - Geschafft: 3.077,1 Kilometer - Anspruchsvolle Schlussetappe

Wir sind da! Wir haben es geschafft! Wir sind geschafft! – Während bei den großen Radklassikern, der Tour oder dem Giro, der letzte Tag traditionell zum „Ausrollen“ gedacht ist, machen die Euroradler genau das Gegenteil. Beim Abendessen in Poulithra, auf der Veranda einer griechischen Taverne, mit einem traumhaften Blick über die Ägäis, war der letzte Tourtag noch unglaublich fern. Auch beim Frühstück, bei dem überhaupt nichts fehlte, dachte noch keiner von uns daran, was in den nächsten Stunden passieren würde. Von fast Meeresniveau gestartet, mussten wir nach oben. 10, 11, 12 – in den Kehren mögen es noch mehr Prozente gewesen sein, bald war keines unserer Shirts mehr trocken. Das Stirnband hatte den Helm schon lange abgelöst, und mit 5 bis 6 Kilometern in der Stunde drückten wir uns den Berg nach oben. Nach gut einer Stunde waren wir schon auf 700 Meter geklettert. Die Wasserflaschen waren (fast) leer – und da kamen Karsten und Gerhard mit unserem Bus – und wir konnten die Trinkflaschen füllen. Ein Grieche, der lange in Limburg gearbeitet hatte, wünschte uns viel Glück am letzten Tourtag. Das hätte er mal ganz besonders Jochen F. wünschen sollen – der ließ nämlich in dem ganzen Trubel seine Sonnenbrille liegen und bemerkte es erst sechs Kilometer später. Wir nahmen dieses „Angebot“ für eine erste Zwischenrast gerne an, Jochen radelte zurück und mich holte mal wieder der Büroalltag ein. Der Kreistag war harmonisch verlaufen – ob die Griechen sich von meinen Sparvorschlägen beindrucken lassen (?), aber die ganzen Manfreds, Inges, Bernhards, Gerds, sind erst einmal mehr als 2.900 Kilometer weit weg. Jochen war wieder da. „Die erste Runde heute Abend geht auf mich“, so sein Kommentar, noch von Schweißperlen gezeichnet. Wir reichten ihm eine Flasche Wasser, und dann ging es weiter (nach oben). Die Straße nach Kermasti war stellenweise in einem hervorragenden Zustand, neu, glatt und ohne jeglichen Autoverkehr – aber stellenweise auch nur geschottert. So wurden auf zwei Kilometern aus den Euroradlern die Euroschieber. Tolle Mittelgebirgslandschaften entschädigten für die Schinderei, aber unsere Mittagsrat konnten wir erst in Richia einlegen. Karsten und Gerhard hatten alles wieder toll organisiert, und so konnten wir die dann kommenden zehn Kilometer Abfahrt wirklich genießen. Langsam stieg die Spannung – jetzt noch zwölf Kilometer – wir konnten die Felseninsel schon sehen. Bilder – Kaffee – Wasser – jetzt noch zehn Kilometer – jetzt das Ortschild – Bilder – die Brücke: wir sind da. Eine junge Griechin macht das traditionelle Gruppenbild. Wir radeln noch ein paar hundert Meter, und dann endet unsere Tour vor den Mauern des mittelalterlichen Ortes. Die Räder werden verpackt – wir haben es geschafft. Jetzt erst einmal ausruhen – verarbeiten, dass wir wieder über 3.000 Kilometer nur mit Muskelkraft zurückgelegt haben.

Montag, 20. Juni 2011

Tag 26 - Aus Euroradlern werden Euroschwimmer - Angriff auf den Plattenkönig

Nett war er schon, unser Hotelier im „Avaton“ in Ligourio. Abends der Transfer in die Taverne im Ort, danach noch ein griechischer Schlummertrunk auf der Veranda und für sieben Uhr hatte er uns das Frühstück versprochen. Es kam in kleinen Häppchen. Zuerst das Brot mit Butter und Honig – und auch Corneflakes waren dabei. Nur keine Milch. Auch kein Kaffee – und wo blieben die versprochenen „Zugaben“ (Käse und Wurst)? Wir Radler müssen einfach lernen, geduldiger zu sein. Es kam – nach und nach. Für die eiligen Frühstücker hatte Karsten noch Ölsardinen, Tomatenfisch, Cornedbeef und Käse in seinem Bus (so wurden auch unsere Vorräte aufgegessen) – aber unser Gastwirt hatte sogar noch Bananen für uns. Die ersten Kilometer nach Nafplio verflogen. Nach einer Stunde hatten wir schon 27 Kilometer hinter uns gebracht – Zeit für eine erste Rast und einen Blick auf die Burg. Jetzt standen 90 Kilometer Uferstraße auf dem Plan. Zuerst schön flach über Mili bis Astros, dann aber „Wellpappe" für Fortgeschrittene. Neunzig Meter nach oben, siebzig nach unten, wieder 120 Meter hoch und wieder 100 Meter nach unten. So setzte sich unsere Etappe bei hochsommerlichen Temperaturen und strahlend blauem Himmel fort. Ob nun das Meer oder der Himmel über uns dunkelblauer waren, darüber konnten wir uns auf den letzten 15 Kilometern vor der Mittagspause Gedanken machen. Stephan zog mich mal wieder eine Steigung nach oben, Karsten und Gerhard hatten Salat, kleine Hackfleischbällchen und Pommes organisiert, und wir konnten auf der Terrasse hoch über dem Meer eine kurze Pause einlegen. Die wurde aber länger. Schon hatten sich alle auf die Abfahrt eingestellt, da kam die Meldung „Carmens Vorderrad ist platt“. Josef fackelte nicht lange, Vorderrad raus, Schlauch gewechselt, Vorderrad rein, Bremse nachgestellt – und los ging es. Aber es ging nur zehn Kilometer gut. „Carmens Vorderrad ist platt“. Nochmal die gleiche Prozedur. Josef, Joachim, Stephan und Jochen F. machten sich erneut an die Arbeit. Um es vorweg zu nehmen: diesmal hielt der Schlauch die Luft und Dietrich musste sich keine Gedanken machen, als Plattenkönig abgelöst zu werden. Dafür, dass die Gruppe zwei Mal eine ungeplante Pause einlegen musste, geht die erste Runde heute Abend auf Carmen. So haben Platten auch noch etwas Gutes. Ach ja – auch zu Dietrich gibt es natürlich eine aktuelle Materialmeldung. Er hat heute einen Totaldefekt an seiner rechten Sandale. Wer unseren Blog regelmäßig liest, wird sich erinnern: die waren extra nach Patras eingeflogen worden. Wir aber wollten nur noch in unser Hotel. Sogar der nachmittägliche Kaffee wurde nur unter teilweisem Widerspruch möglich – denn die Euroradler wollten an diesem Nachmittag an der Ägäis nur eines: die Radlerhose mit der Badehose tauschen.

Sonntag, 19. Juni 2011

Tag 25 - Mykene, Korinth, Epidauros - an einem Tag (und Fahrrad gefahren sind wir auch)

Mit den Eindrücken der Burg, des Löwentores und der netten Bewirtung im „Petite Planet“ machten wir uns auf den Weg nach Korinth. „Eigentlich könnten wir es ja einfacher haben“, meinten einige Radler nach dem Kartenstudium am Abend, denn nach Epidauros kann man auch direkt fahren. „Stimmt, aber dann sehen wir die Straße von Korinth nicht“. Also, auf nach Korinth. Zuerst einmal zehn Kilometer und 200 Höhenmeter „nach oben“. Thomas (Johann) und Alf betätigten sich als morgendliche Zugpferde, und so waren wir schon nach zwei Stunden an unserem Zwischenziel. Die Stadt „schenkten wir uns“. Jochen F. und Joachim unterstützten mich bei der Navigation, immer parallel zur Bahnlinie und zur Autobahn – leider durch die unschönen Industriegebiete der Stadt – und dann waren wir da. Eindrucksvoll, so über dem Kanal zu stehen und den Schiffen zuzusehen. Lange konnten wir nicht verweilen, ein paar Bilder eine kurze Trinkpause – und dann mussten wir schon weiter. Der Autoverkehr auf der Küstenstraße nahm zu, die Steigungen auch – schön, dass wir zumindest Rückenwind hatten – und dann die Frage: bleiben wir auf der Hauptstraße, oder biegen wir rechts nach Rito ab. Wir blieben auf der Hauptstraße, vom Höhenprofil her dürfte es kein Unterschied gewesen sein, und dann gab es hoch über dem Meer eine schöne Moussaka zur Stärkung. Gerhard und Karsten hatten mal wieder genau die richtige Wahl getroffen. Jetzt wurde es wieder heiß. Strahlend blauer Himmel, kaum eine Wolke und der Ruf nach Wasser und Sonnencreme wurde lauter. Jochen F. spendierte eine Runde „Fanta“, Dietrich kam beim Zurückschalten am Anstieg nicht aus seien „Klickpedalen“ (an alle die ihn kennen und sich um ihn sorgen: es ist nichts „schreibenswertes“ passiert). Jetzt wollten wir eigentlich noch eine Kaffeepause einlegen – nur was macht man, wenn kein Cafe kommt? Weiterfahren – Wasserreste aufteilen und hoffen, dass die Steigung bald zu Ende ist. Dann rechts Ligourio – 500 Meter weiter unser Hotel. „Kaffeezeit – Wartezeit – Ausruhzeit“, und danach ein Besuch im 2300 Jahre alten Theater, das noch heute 14.000 Zuschauer fasst. Damals war dieser Bereich nicht nur Vergnügungsstätte, hier fanden sich Tempel und Krankenhäuser. Beeindruckend – hier wurde der Gott der Heilkunde Asklepius verehrt. Wir wenden uns profaneren Dingen zu, testen die Akustik im Theater. Rudi gibt uns einen kleinen Eindruck seiner Sangesqualitäten und bekommt Beifall. Viel Zeit haben wir nicht, das Abendessen ist für 20 Uhr bestellt. Mal sehen, was es gibt.

Samstag, 18. Juni 2011

Tag 24 - 44° C am Nachmittag

Die Zeit im Mittelgebirge ist zu Ende. Jetzt gilt es nicht nur im Kampf um Höhenmeter und steile Abfahrten zu bestehen, sondern auch im dem gegen die Hitze. Der Samstag sollte dazu gleich ein gutes Beispiel bieten. Los ging es in Levidi auf über 800 Meter Seehöhe. Morgennebel lag über den Hochtälern, und auf den ersten zehn Kilometern ging es erst einmal gemütlich bergab. Dann aber mussten wir ran. 600 Höhenmeter waren zu überwinden. Dietrich bog erst einmal falsch ab, hatte uns aber schnell wieder – Kandila liegt nämlich nicht nur neben, sondern auch an der Hauptstraße. Unseren ersten Pass hatten wir schon um ½ 11 erreicht. Was für Ausblicke. Karsten und Gerhard – unsere Buscrew – waren zur gleichen Zeit da und versorgten uns mit frischem Wasser. Jochen und sein Steppenwolf stießen bei der Ankunft erst einmal einen Entlastungsschrei aus und Jochen fragte sich und uns, warum er sich dies (in seinem Alter) noch antue. Diese Frage blieb bisher unbeantwortet. Dafür konnten wir jetzt unsere Räder laufen lassen. 16 Kilometer ging es bergab – die Tachonadel sprang zeitweise über die „60“, aber wir wussten – es ging wieder nach oben. Zwei giftige Kehren vor Psari, frisches Wasser (und Fanta Lemon mit einem Haltbarkeitsdatum von 2009), und weiter ging es. Auch nach Nemea hinunter hätte es eine schöne Abfahrt werden können, aber irgendwie müssen wir in die Vorbereitungen zu einem Autorennen geraten sein. Auto um Auto kam uns entgegen, viele Fahrer schnitten die Kurven und wir mussten höllisch aufpassen. Nach 66 Kilometern freuten wir uns auf die Mittagspause. Gerhard und Karsten hatten Hühnchen mit gebratenen Kartoffeln geordert. Die erste Reaktion „schon wieder“ verflog, als wir die tolle Zitronensoße probiert hatte. Unser sehr bemühter Wirt gab uns noch zwei Flaschen Wasser mit auf den Weg – gerade richtig, denn das Thermometer zeigte jetzt 44° C. Sonnencreme und Wasser wurden und werden zu den wichtigsten Utensilien von uns. Nur noch 20 Kilometer bis Mykenai. Jochen F. vorneweg – dann flogen Alf und Stephan vorbei, Jochen (Steppenwolf) war das zu schnell, wir warteten. Jetzt ein neuer Sprint. Auf einmal war (sogar) Gabriele vorne. Was zog so magisch an? Das Hotel? Die Ausgrabungsstätten? Der Nachmittagskaffee? – Vielleich von allem etwas. Dann waren wir da. Kurz vor 3 Uhr. Toll. Karsten und Gerhard hatten schon Kaffee geordert. Binnen weniger Minuten stand alles auf dem Tisch. Wir waren schon in vielen Hotels zu Gast, aber im Petite Planet wurden wir mit einer unbeschreiblichen Herzlichkeit empfangen. Jetzt eine Runde im Hotelpool. Dazu bekamen wir ein Glas gekühlten Saft. Einfach nett – solche Gesten. Auch hier könnte man ein paar Tage Urlaub machen. Wir müssen aber am Sonntag weiter. Noch haben wir ein paar Stunden. Die nutzen wir für einen Bummel durch die historischen Stätten. Gigantisch –die Burg- und Palastanlage – das Löwentor …….. und der Blick auf unsere kommenden Kilometer.

Freitag, 17. Juni 2011

Tag 23 - Klaviermusik - Plattenkönig und Ausfallerscheinungen

So ganz bin ich mir nicht sicher, für wen beim Abendessen in Olympia die Bewunderung größer war. Für uns Radler – denn auf jedem unserer T-Shirts konnten die übrigen Gäste unsere bisher gefahrene Route sehen, oder für Jochen F., der als zweites Dessert in die Tasten des Pianos griff. Klar war aber, Jochen erhielt mehr (hörbaren) Beifall. Wenn die ersten Kilometer einer Tagesetappe täuschen können, dann war dies am Freitag der Fall. Wir konnten es vom Hotel aus erst einmal rollen lassen. Vorbei ein den Ausgrabungsstätten, dann die Frage: nach rechts den Fluss entlang oder nach links den Berg hoch? Thomas (Johann) plädierte für die rechte Variante und er hatte Recht. Ein paar Höhenmeter gespart. Die sollten aber noch kommen. Was kam, war zuerst einmal ein Totalausfall meines Tachos. Dann zeigte er zumindest noch die aktuelle Höhe an, gut – dass ich für die Geschwindigkeit auf das kleine GPS-Gerät zurückgreifen konnte. So sind die Daten der heutigen Tabelle Carmen und Rudi zu verdanken. Kurz danach der zweite technische Defekt. Platten – beim wem? Bei Dietrich. Nicht schon wieder. Er ist seit heute unser „Plattenkönig“. Schon drei Mal hat es ihn erwischt. Jetzt seine Idee: der Mantel von hinten kommt nach vorne – und der von vorne nach hinten. Ein Plattfuß am Vorderrad geht schneller zu beheben. Es gäbe noch eine andere Variante: ein neuer Mantel. Nun gut. Wir ließen uns davon nicht lange aufhalten und schafften uns nach Langadia hinauf. Der touristisch erschlossene Ort liegt malerisch auf 920 Meter Seehöhe. Es war Zeit für einen Mittagsimbiss. Toller Ausblick von der Terrasse – frisch gepresster Orangensaft und einen Bauernsalat sowie Spagetti – genau das Richtige für Radfahrer. Guter Service – doch 7 € für seinen Salat, da stimmt etwas mit der Kalkulationsgrundlage nicht. Auch mit dem Wetter schien etwas nicht zu stimmen. Wieder Wolkenberge am Himmel. Wir mussten weiter „nach oben“. Jetzt die ersten Tropfen. Muss das denn sein? Jetzt Regen. Wo unterstellen? Rechts eine Garageneinfahrt. Zehn Minuten warten. Jetzt war die Gruppe wieder zusammen. Die Radler(innen), die unserem Besen Stephan Gesellschaft leisteten, wurden nicht nass. Also: wer zuletzt ankommt, der bleibt trocken. Aber eigentlich hatten wir es ja geschafft. Noch einmal 150 Meter nach oben. Der höchste Punkt bei 1151 Metern, und dann konnten wir es erst einmal rollen lassen. Tolle Ausblicke, die Sonne kam wieder und wir genehmigten uns 17 Kilometer vor Levidi noch einen Kaffee (an einer Tankstelle). Jetzt eine warme Dusche – toll im Kallistohotel. Unsere Buscrew war natürlich schon da. Karsten, Caro und Gerhard hatten bereits das Gepäck der „Abwerfer“ und „Genussradler“ in der Hotelhalle aufgereiht. Alf war auch schon da (nicht natürlich). Irgendwo beim letzten Anstieg muss er wohl den Kontakt (nach hinten) verloren haben. Vielleicht brauchen wir auch mal einen „Besen“ am Anfang der Gruppe.

Donnerstag, 16. Juni 2011

Tag 22 - Abschied in der Tiefgarage - Regen vor Olympia

Klaus „Maria“ konnte fahren – mit dem Fahrrad. Zwar fand sich Gerhards Schlüssel trotz intensiver Suche nicht, auch wusste man in Patras mit dem Begriff einer „Knollepetz“ nichts anzufangen, doch ein ganz normaler Trennschleifer tat es auch – und schon hatte das Fahrradschloss seine Sicherungsfunktion aufgegeben. Vierzehn Radler(innen) waren wir noch auf dem Weg nach Olympia. Zuvor hieß es Abschied nehmen von Helga, Marga, Karl und Nico. Sie machten sich am Nachmittag mit der Fähre zurück auf den Weg nach Ancona. Natürlich gab ich ihnen einen kleinen Tipp, wo es 2013 hingehen soll – traditionell wird dies aber immer erst am letzten Radlerabend bekannt gegeben – und bis dahin sind es ja noch fünf Tage. Mit Stadtplan und Navi sollte es eigentlich kein Problem sein, Patras zu verlassen - wenn man aber einen freundlichen Mofafahrer trifft, der einem die Schleichwege zeigt, dann geht das noch schneller. Am Himmel strahlten sieben Sonnen. Gleich der erste Anstieg, hinauf auf 254 Meter – aus der Hafensenke heraus. Und genau da das bekannte Geräusch: das Handy klingelte. Das Büro – in der Bertha-von-Suttner-Schule hatte es gebrannt und die Schulleitung braucht dringend einen Termin. Aber auch das klappt. Handy weg – weiter bergauf. Und wieder bimmelt es. Ulrike ist dran – ein paar aktuelle Infos aus unserer Heimatgemeinde – viele Grüße der neuen Bürgermeisterin und weiter geht es. Wasserflaschen nachfüllen. Noch immer strahlt ein blauer Himmel über der Peloponnes. Mittagsrast in Panopoulos, schon auf Höhe 600. Das kleine Restaurant bietet uns zwar Platz an, aber einen Mittagstisch können sie nicht servieren. „Ob wir im Supermarkt einkaufen dürfen – und bei ihnen essen?“ – „Aber natürlich!“ Und so kaufen wir ein: Brot, Tomaten, Gurken, Ölsardinen, Wurst, Käse, Joghurt, Bananen, Birnen – holen unsere Taschenmesser heraus und stärken uns. Besonders nett: man hat uns sogar noch Tischdecken ausgelegt. Mit einem freundlichen Gruß und einem Trinkgeld verabschieden wir uns – und jetzt ist der Himmel auf einmal nicht mehr freundlich. Die ersten Regenspritzer liefern sich mit den Schweißperlen auf unserer Haut einen Wettkampf, den später der Regen aber eindeutig gewinnen sollte. Thomas (Johann) hat seinen ersten Platten, wir kommen zum höchsten Punkt des Tages (780 Meter) und es beginnt zu schütten. Wir stellen uns unter – Gewitter – eine halbe Stunde – es wird nicht merklich besser. Wir legen (schwere) Regenkleidung an und fahren weiter: noch 25 Kilometer – fast nur bergab. Wir sind nass bis auf die Haut – „Wie in Finnland“ ruft mit Stephan beim überholen zu. Jochen F. kennt den Wetterbericht von Freitag – und dann soll es wirklich trocken bleiben. Wir kommen nach Olympia. Die Straße existiert nicht mehr, einfach eingebrochen. Ein kleiner Fußweg gibt uns mit den Rädern die Möglichkeit, vorbeizukommen. Wir sind da. Joachim wartet auf die zweite Hälfte unserer Gruppe und dann ein fragender Blick nach unserem Hotel. „Europa“, einfach den Berg hoch. Also noch einmal hundert Höhenmeter. Auch das schaffen wir noch. „Dietrich ist platt“ – nein, natürlich nicht unser grüner Freund, der heute nur mit leichtestem Gepäck fährt, sondern sein Hinterrad. Die letzten Meter muss er schieben. Im Hotel ein freundlicher Empfang. Sofort bekomme ich ein Handtuch. Karsten und Gerhard sind natürlich schon da. Gerhard macht sich als „Wäscheeinsammler“ nützlich. Schön, dass wir auch hier unsere Shirts gewaschen bekommen – auf unserer Fahrt sind sie immer ein Hingucker, vor drei Wochen noch ungläubig – „das wollt ihr wirklich fahren?“ heute immer noch ungläubig „das seid ihr alles schon gefahren?“. So reagiert auch ein junges Pärchen aus Nürnberg, das uns kurz vor dem Hotel freundlich grüßt, und ebenso ein Ehepaar aus Mannheim, das in unserem Hotel zu Gast ist.

Mittwoch, 15. Juni 2011

Tag 21 - Peloponnes, Telefonate und der Swimmingpool in Patras

Gestern hatte uns Theo noch in seinen Swimmingpool eingeladen (was wir leider ablehnen mussten), heute konnten wir uns auf der Dachterrasse im „Astir“ in Patras in das kühle Nass stürzen. Bevor es aber soweit war, mussten wir noch etwas arbeiten. Joachim hatte den gestrigen Abend mit einem (oder mehreren?) Ouzo bereichert und wir fühlten uns in dem kleinen griechischen Hafenort sichtlich wohl. Ein Eis und ein Blick über den Hafen – (fast) wie Urlaub. Die ersten 20 Kilometer an unserem 21sten Tag (mittlerweile sind wir bei 2.350 Kilometern) liefen einfach vor sich hin – unterbrochen nur durch drei mehr oder weniger anregende Telefongespräche aus der Heimat. Dann ging unsere Europastraße in eine fertig ausgebaute Autobahn über. 40 Kilometer glatter, bester Straßenbelag (natürlich gefördert von der EU – wie die vielen Hinweisschilder unmissverständlich belegten), und wir hatten uns schon kleine Alternativsträßchen herausgesucht. Die Frage an einen Polizisten, der gerade an dieser Wegbiegung seinen Dienst tat – wie wir am besten in Richtung Patras kommen, beantwortete dieser mit einem unmissverständlichen Handzeichen in Richtung Autobahn. Meine Antwort (auch per Handzeichen – zeigte auf unsere Räder). Mein „Gesprächspartner“ winkte ab und zeigte erneut in Richtung der grünen Hinweisschilder. Wir ließen uns nicht zwei Mal bitten – und jetzt rollte es. Nebenbei sparten wir so etwa 15 Kilometer. Leider war der Spaß nach zwei Stunden vorbei. Jetzt wurde der Straßenbelag sofort wieder rau, und viele kleine Schlaglöcher machten es schwierig, das Tempo hochzuhalten. Da kam die Mittagspause gerade recht. Souflaki mit Pommes – jeder so viel er wollte (also zwischen einem und drei Spießen – klar, wer „3“ hatte), und weiter ging es Richtung Straße von Korinth. Jetzt kamen Steigungen, die wir so nicht mehr auf dem Plan hatten (und Gegenwind). Und wieder Anrufe – diesmal aus Patras. Keinen Platz für den Bus, keinen Platz für den Anhänger – 1,5 Kilometer vom Hotel entfernt und nicht sicher – Abendessen für 24 oder 20 Personen – Abendessen um welche Zeit. Jedes Mal das Problem: auf die Schlaglöcher achten, den Gesprächspartner trotz Wind und der Geräusche der uns überholenden Autos zu verstehen, auf den Verkehr zu achten – und noch die richtigen Antworten zu geben. Und wieder das Handy. Jochen F. war angekommen. In drei Stunden sei er im Hotel (was er dann auch war) - und wir mussten noch über die Brücke bei Patras. Auf der Autospur durften wir nicht. Auf der rechten Fußgängerspur war eine Sperre, und die griechischen Arbeiter fanden den Schlüssel für das Schloss nicht. Also half man uns, die Räder zwei Mal über die Leitplanke zu heben. Dafür durften wir sie dann auf der anderen Seite heruntertragen. Jetzt noch zehn Kilometer. „Joachim ist platt“ – nicht er, sondern sein Vorderrad. Wie gut, dass gleich nebenan ein Cafe war. Wenn drei arbeiten, dann können zwölf Pause machen. Ehrensache, dass wir den drei Reparateuren den Nachmittagskaffee mitbestellten. Dann waren wir im Hotel. Der ehemalige Bürgermeister unserer Kreisstadt, Helmut Kinkel, hatte uns den Tipp gegeben – und in der Tat, wir wurden nicht enttäuscht. Wie immer die gleichen Rituale, heute nur etwas intensiver. Karl, Marga, Nico und Helga steigen aus (schade!) - also umpacken und neu organisieren. Karl wollte sofort einen leeren Kofferraum (also: alles raus), Karsten gerne unseren Bus in der Tiefgarage parken und unseren Anhänger sicher vor dem Hotel abstellen. Natürlich war beides möglich. Zu den 112,6 Radkilometern kamen noch einmal die 1,5 Kilometer Fußweg in den Hafen. Wir holten unser Gespann – Karsten lenkte es sicher durch den griechischen Verkehr, und dann rangierten wir den Anhänger direkt vor die Hoteleinfahrt. Ich erklärte dem Portier noch die große Europakarte und dann wurde umgepackt. Karstens, Jochens und Caros Räder mussten einsatzbereit gemacht werden. Nico arbeitete in der Hotelgarage weiter. Hörnchen an Carmens Lenker, einen neunen Ständer bei Rudi – „und vergesst die große Luftpumpe und den Schlüssel für die Pedalen nicht“. Irgendwann hatte es auch Nico geschafft und wollte noch eine Runde im Hotelpool drehen. Aber um 18.30 Uhr war dort Schluss – und Ausnahmen gab es keine (schade!). Nun gut, jetzt müssen wir uns neu „rütteln“. Vier gehen am Donnerstag auf die Rückreise Richtung Ancona, drei sind neu eingestiegen. Und gleich am ersten Tag geht es nach Olympia. Gerhard hat angekündigt, diese Etappe im Bus zurück zu legen. Ob ihn dabei Klaus "Maria" begleiten muss, ist noch nicht klar, denn Gerhard hat sein Rad mit dem von Klaus abgeschlossen - nur den Schlüssel hat bisher noch keiner gefunden.

Dienstag, 14. Juni 2011

Tag 20 - Theo und der Swimmingpool - Begegnungen an einem Fahrradtag

Immer wenn es Alternativen gibt, kommt Unruhe auf. Wenn diese Alternativen sogar im Roadbook erscheinen, dann nehmen die Diskussionen spätestens beim Frühstück Fahrt auf. Dabei war es doch klar. Nach drei albanischen Bergetappen konnte es diesmal nur die flache Variante sein. Joachim regte noch einen „Schlenker“ durch die Altstadt von Ioannina an, und dann konnte es losgehen. Immer Richtung Süden. Wir wurden schneller und schneller. Ab Kilometer „10“ fuhren wir drei Stunden im Pulk, immer zwischen 23 und 27 Kilometer, und so kam es, dass wir bereits um kurz nach 12 Uhr in Arta waren. 78 Kilometer standen da schon auf dem Tacho. Dietrich wollte zwar vorher noch kurz anhalten, um eine Banane zu essen, Alf zeigte ihm, wie dies auch bei voller Fahrt geht -und dann brachen wir doch auseinander. Im hinteren Feld nahm man sich private Entsorgungspausen, die die Führungscrew zwangen, die Geschwindigkeit drastisch abzusenken. Unser Mittagsimbiss mitten in Arta klappte dank der tollen Sprachkenntnisse der Gastronomenfamilie hervorragend. Unsere erste Moussaka – wenn auch nur halbe Portionen wegen der Nachmittagsetappe – und dann ging es weiter. Wie kommt man aus der Stadt wieder auf die Umgehungsstraße? Man fragt. Am besten an einer roten Ampel. Bis nach Menidi waren es 22 Kilometer. Ich fragte eine junge Griechin, die mit ihrem Kleinwagen neben mir hielt. Das Fenster wurde heruntergekurbelt, ein freundlicher Blick, der Hinweis, dass es nach rechts und dann geradeaus ging waren eins und die Zeitangabe „20 Minuten“ gab es noch dazu. „With the bike?“ „No – with my car!“ Es wurde grün, und 50 Minuten später waren auch wir in Menidi. Jetzt noch ein Nachmittagskaffee. Den Kuchen hatte ich seit Arta in der Satteltasche. Im Hinterland zogen wieder dunkle Gewitterwolken auf. Tempo machen und ins Hotel oder anhalten? Unausgesprochen wurde gehalten. „Kommt hierher“ – wir kamen. Wer da rief, war Theofanis Papanicolaou, der gerade sein Kaiser-Pilsener trank. „Theo“, wie er sich uns später vorstellte, war nach eigenen Angaben Farmer – seine Visitenkarte wies ihn als Shipagent und Broker-Surveyor aus. Wie dem auch sei. Wir sollten zu seiner Farm kommen. Wir könnten uns am Swimmingpool erholen. Aber dagegen sprachen nicht nur unser Etappenziel in Amfilochia, sondern auch die Regenwolken, die immer näher kamen. Jochen B. entfesselte noch eine Debatte über die Sammlung von Kronenkorken (bei Bierflaschen) – ich bin mir nicht sicher, was Theo davon verstand – aber er stimmt ihm in allen Punkten zu. Im „Oscar“ kamen wir trocken an – also: jede Aufregung über die Kaffeepause und ihre Länge unnötig. Dafür hatte es unsere Wäsche nötig. Und siehe da: Ja, wir waschen – danke – und auch für die Räder wurde ein sicherer Platz gefunden: in der Hotellobby mussten die Möbel weichen, damit wir unsere Räder über Nacht gut – und trocken – untergebracht wussten. Und dann regnete es doch noch. Aber das konnte uns egal sein. Wir warteten einfach im Hotel den Schauer ab, um noch einen kleinen Streifzug durch das Hafenstädtchen zu unternehmen.

Montag, 13. Juni 2011

Tag 19 - Endlich Griechenland - oder: Doppeldusch am Nachmittag

…… und sie saßen noch eine ganze Zeit mit uns am Tisch. Äpfel mit Zimt zum Dessert oder ein Stück Kuchen, noch ein Glas des roten Albaners, jetzt noch ein Lied, die Stimmung war der Situation angemessen. Gabriele mahnte zum Aufbruch. Da war sie noch alleine. Also der erste Transfer (nur für sie) zum Ausweichhotel. Die anderen „4“ machten sich eine Stunde später auf den Weg – am kommenden Vormittag waren sie wieder da – pünktlich zum Frühstück. Es gab – wie immer – verschiede Sorten hausgemachter Marmelade, Eier, Ziegenkäse, Milch – und auf unsere herzliche Bitte auch Kaffee. Dann ging es bei strahlendem Sonnenschein los. Zuerst noch für fünf Kilometer nach oben, dann auf gleicher Höhe – welch ein Panorama am Pfingstmontag – und dann 14 Kilometer nach unten. Jedes Radfahrerherz würde höher schlagen. Unseres auch, aber in ganz anderer Hinsicht, denn wir sorgten uns um unser Material. Schlagloch an Schlagloch, teils Schotter, teils –„nichts“, und doch war es ein Erlebnis. Kein Platten, kein Speichenbruch. Jetzt der letzte albanische Kaffee und dann ab zur Grenze nach Griechenland. Die Straßen wurden besser, das Hupen, das in Albanien zwar immer freundlich gemeint war (aber doch manchmal störte), nahm schlagartig ab, und wir machten uns auf den Weg nach Ioannina. Noch einmal 400 Meter nach oben und das in gleißender Sonne, das Thermometer zeigte wieder weit über 30° C, doch wir kamen alle an. Zwischendrin ein Anruf von Caro und Karsten: Sie hatten gerade die Grenze zwischen der Schweiz und Italien passiert, und wir ließen uns das erste Gyros schmecken. Jetzt nur noch 30 Kilometer, jetzt nur noch 15 – die ersten Tropfen, es regnete, rechts eine Tankstelle ... in letzter Sekunde (trocken) angekommen. 15 Kaffee – halt - wo ist Karl? Weg – den hatten wir beim letzten „Stopp“ doch wirklich sitzen lassen. Was soll`s, bis der letzte Kaffee aus der Maschine kam, war auch Karl da. Jetzt ab ins Hotel. Aber fünf Kilometer vorher kam dann doch der Regen. Muss das denn sein –die Dusche haben wir doch gleich – und dann noch warm! Im Hotel „Olympic“ können wir unsere Räder im Konferenzraum unterstellen. Wäscheservice gibt es leider keinen. Bei der Besprechung unseres Dinners im Restaurant und dem Tischwein merke ich, wir sind wieder in €-Land.