Mittwoch, 17. Juni 2009

Tag 29 - Der Tag danach

Klaus "Maria" hat sich gemeldet. Er ist gut in Eschenbach angekommen. Marga ebenfalls. Sie und Karl-Georg sind wieder in Mainz und wollen ihr Gepäck abholen. Das Gepäck, das Rad von Willi, die Poloshirts neben dem Schreibtisch - vieles erinnert noch an unsere großartige Fahrt. Heute Vormittag haben Gerhard und ich den Anhänger zurückgebracht. Unser "Arena" wurde dem Gutachter "vorgeführt" - um den Schaden zu schätzen. Vieles erinnert aber auch an die weniger schönen Stunden. Die kommenden Tage werden zeigen, wie wir auch diese Probleme lösen werden. Schon heute freuen wir uns auf den "Nachbereitungsabend" mit vielen Bildern und skandinavischen Spezialitäten. Und wir freuen uns auf 2011 - auf Griechenland und die Ägäis. Sie - die sie unser Tagebuch verfolgt haben - können sich auch freuen, auf die Bilderserie die in den kommenden Tagen auf unserer Webseite erscheinen werden. Vielleicht machen die ja Lust 2011 dabei zu sein.
Oder sie lassen sich einfach mal bei unseren wöchentlichen Touren sehen.

Zum Schluss bleibt mir nur "Danke" zu sagen, an alle meine Mitradler(innen) für die tollen 28 Tage, eure Unterstützung und Hilfe und auch dafür, dass ihr (manchmal) meine Launen ertragen musstet.

Dienstag, 16. Juni 2009

Tag 28 - Ab nach Hause

Jetzt gehen wir endgültig auseinander. Karl-Georg und Marga bleiben in Kiel und besuchen ihre Tochter. Klaus-Jürgen nimmt den ICE und Klaus „Maria“ macht sich ebenfalls mit der Bahn ab Kiel auf den Weg zurück in die Oberpfalz. Unsere Flieger dürften zu Hause den Wasserschock von Frankfurt verdaut haben und Jochen sowie Erika werden via Flugzeug heute Abend in Frankfurt erwartet. Da waren wir nur noch „6“ – aber beauftragt mit der wichtigen Mission, alle unsere Räder nach Bischofsheim zu bringen. Und dieser Aufgabe stellten wir uns. Neumünster, Hamburg, Hannover – flogen nur so an uns vorbei. Mit einem „74er“-Schnitt steuerten wir unsere Mittagsrast in Seesen an – und dann kam Hessen. Mit dem „fliegen“ war es vorbei. Die Kasseler Berge hatten wir einkalkuliert. Die Wolkenbrüche und den Stau bei Melsungen nicht. Uns so wurde es doch später als geplant. Um 20.20 Uhr waren wir in Bischofsheim. Sehr zur Freude aller unserer Mitradler. Viele hatten sich zum auspacken getroffen. Und so ging es rasend schnell. Die Kartons vom Hänger, die Räder raus, Pedalen dran, Lenker gerade und fertig. Binnen einer halben Stunde waren 20 Fahrräder wieder einsatzfähig. Sie freuen sich auf den Montag, unsere erste Ausrolltour. Wir freuten uns bei einem Glas Sekt, dass die Tour (größtenteils) reibungslos gefahren werden konnte. Jetzt aber lockte nach 28 Tagen und Nächten erst einmal wieder das eigene Bett.

Montag, 15. Juni 2009

Tag 27 - Lieber Rad fahren statt fliegen

Die Tage der Euroradler beginnen früh. Der Montag begann sehr früh. Um 1.34 Uhr klingelte mein Handy. Am anderen Ende der Leitung war Bernd. Eigentlich sollten er, Nico und Gabriele schon lange zu Hause sein. Ihr Flugzeug von Bergen über Oslo sollte gegen 21.00 Uhr in Frankfurt landen. Dass dies nicht eintraf, dazwischen lagen nur knapp fünfzig (Höhen)meter und eine ganze Menge Aufregung, Angst und Hoffnung. Die Unwetter im Rhein-Main-Gebiet verhinderten die Landung. Schon über der Rollbahn zog der Pilot die Maschine wieder hoch. An eine Landung war nicht zu denken. Woran die drei Euroradler dachten, ist nicht bis nach Norwegen übermittelt, aber der Stressfaktor muss in diesen Minuten (wenn auch unterschiedlich) erheblich angestiegen sein. Dafür klappte dann aber die Landung in Stuttgart – und eine freundliche Stewardess bemühte sich (zumindest um einen unserer Radler) ganz besonders. Was aber jetzt tun? Mit der nächsten Maschine nach Frankfurt? Für diese Variante entschied sich nur Gabriele (und da sage noch einer, dass Frauen nicht mutig sind). Unsere zwei Radler zogen die sichere Bahnvariante vor. Am Stuttgarter Hauptbahnhof noch schnell ein wenig (flüssigen) Reiseproviant (auch zur Beruhigung) besorgen und ab in den Zug nach Mainz. Was wären die Euroradler ohne ihre Frauen. Auch die kann nichts erschüttern. Nicht einmal ein nächtlicher Anruf um als „Privattaxi“ vom Hauptbahnhof Mainz nach Gustavsburg und Bischofsheim auszuhelfen. In Norwegen setzten die Radler ihre Rückreise fort, erreichten um die Mittagszeit Oslo, nahmen Karl-Georg, Marga und Klaus-Jürgen an Bord des „Arena“ um gemeinsam an Bord der „Color-Line“ zu fahren. Richtig – für ein paar Minuten waren wir zu zehnt in unserem treuen Minibus – und kamen Dank Gerhard natürlich ebenso sicher auf das Parkdeck des großen Schiffes. Um 14 Uhr ging es pünktlich los in Richtung Kiel. Auch jetzt lacht(e) wieder die Abendsonne über der Nordsee. Sicher waren sich die Radler beim abschließenden Abendbuffet, dass ein Tag an Bord eines so großen „Pottes“ sicher etwas beeindruckendes hat, nur mit ursprünglichem Schiffsreisen, wie auf der MS „Lofoten“ überhaupt nichts mehr. Na ja, viel wichtiger ist ja auch die Frage, ob es uns am Dienstag gelingt die Sonne mit in den Kreis Groß -Gerau zu bringen?

Sonntag, 14. Juni 2009

Tag 26 - Von der Nordsee zur Ägäis

Seit Stunden lacht die Sonne durch das Bullauge der MS „Lofoten“. Das letzte Frühstück an Bord lockt und kurz nach 7 Uhr sind Marga, Karl-Georg und Dietrich bereits im Speisesaal. Nach und nach kommen die anderen Euroradler hinzu. So etwas wie Abschiedsstimmung macht sich breit. Heute Nachmittag gehen wir auseinander. Nico, Gabriele und Bernd fliegen via Oslo nach Frankfurt. Jochen und Erika bleiben noch zwei Tage in der alten Hansestadt. Karl-Georg, Marga und Klaus-Jürgen fahren mit dem Nachtzug nach Oslo und der „Rest“ macht sich mit unserem „Arena“ auf den Weg durch Südnorwegen. Morgen gegen Mittag treffen wir Karl-Georg, Marga und Klaus-Jürgen wieder und dan geht es gemeinsam auf die letzte Seereise der Tour (von Oslo nach Kiel). Langsam beginnen die Gedanken an die kommende Woche. „Wann werdet ihr am Dienstag zu Hause sein?“ will Nico wissen um beim Ausladen der Fahrräder helfen zu können. „Haben wir eigentlich in der kommenden Woche eine Ausrolltour?“ – Nein – erst wieder Montag (21. Juni). Dann werden die Geschichten der 28 Tage in Skandinavien mit jedem Kilometer wieder lebendig. Lebendig wird dann auch die Vorfreude auf die Tour 2011 – dann wollen die Euroradler weitere Länder erkunden, die ihr Fahrrad noch nicht gesehen hat: Slowenien, Kroatien, Serbien, Montenegro, Mazedonien und Griechenland – bis „hinunter“ zur Ägäis. Aber noch ist es nicht soweit.
Die Hurtigruten hielten Wort, legten pünktlich um 14.30 Uhr in Bergen an. Und dann gingen wir auseinander. Aber auch das haben wir geschafft. Die „restlichen“ Euroradler – mit allen Fahrrädern – sind um 21.30 Uhr in Gol angekommen. 300 Kilometer durch Südnorwegen – Gletscherlandschaft und Naturschönheiten ohne Ende – da muss man einfach wiederkommen. Und am Dienstag geht es weiter nach Oslo.

Samstag, 13. Juni 2009

Tag 25 - Trondheim (im Regen) - Nordsee (in der Sonne)

Es regnet. Der erste Tag an Bord der MS „Lofoten“ der uns Euroradler nicht nur mit Wasser (von unten) empfängt. Trotzdem müssen/wollen wir früh „raus“; bis auf Jochen (Karl Friedrich). Der schenkt sich den Ausflug. Unser Schiff liegt in Trondheim und für 7.55 Uhr ist eine Stadtrundfahrt geplant. Wir besichtigen den Nidarosdom, ein Weltkulturerbe und bekommen einen Einblick in die mittelalterliche Geschichte Norwegens. Wir Radler sind schon froh, dass wir heute nicht auf unsere Fahrräder müssen, als wir hören, dass in der kommenden Woche die Fernradfahrt von Trondheim nach Oslo stattfindet. Zurück auf unserem Schiff geht es weiter südwärts. Der Himmel lockert auf – Zeit zum lesen und für Gespräche. Die ersten Eindrücke der Seereise werden verarbeitet. Die MS „Lofoten“ hat ihren ganz eigenen Charme. Das älteste Schiff im Dienst der Hurtigrute – mit Bullaugen statt Panoramafenster und einer Kabinengröße von (gefühlten) 5 qm (einschließlich „Nasszelle“) war für einige von uns gewöhnungsbedürftig. Na ja, an ein Straflager hat nicht nur der Euroradler (am Nachbartisch) gedacht, aber jetzt – am letzten Tag – wird und klar, dass es solche Schiffe nicht mehr lange geben wird. Damit geht ein Stück (Seefahrt)kultur wohl für immer verloren. Karl-Georg zieht sich zurück und skizziert unseren Dank ins Gästeboot der „Lofoten“. Noch ein kurzer Landgang am Nachmittag – die Sonne hat längst die Oberhand gewonnen – und dann geht es weiter Richtung Bergen. Unsere Fahrräder sind schon dort – hoffentlich.

Freitag, 12. Juni 2009

Tag 24 - Zurück aus Neptuns Dunkelheit


Nein – richtig dunkel war es in den Tagen nördlich des Polarkreises wirklich
nicht. Die Euroradler mussten die Nacht nicht wirklich zum Tag machen – Tag war es immer. Jetzt sind sie aber zurück aus den Gefilden des Polarkreises. Am Freitag – pünktlich um 9.30 Uhr war es soweit. Die MS „Lofoten“ überquerte den Polarkreis in Richtung Süden – und ohne eine kräftige Taufe kamen auch die Euroradler nicht über die Grenze. Das herrliche Wetter, strahlender Sonnenschein und sommerliche Temperaturen, machten die Taufe mit Eiswasser aber zu einem herrlichen Spaß. Was auffiel: kein Euroradler hatte südlich des Polarkreises das gleiche T-Shirt an wir nördlich.
Nach diesem feucht-fröhlichen Start in den Tag wartete ein weiteres Naturschauspiel vor der mittelnorwegischen Küste auf uns. Ungezählte Inseln und Felsformationen, unterbrochen von zwei „Landgängen“ und dem traditionellen Mittagslunch. Vor dem Dinner gab es dann noch einen „Extragang“ – keinen Gruß aus der Küche, sondern einen musikalischen Gruß von Jochen – der hatte im Salon der „Lofoten“ ein E-Piano ausgemacht und zauberte, trotz der unter uns tuckernden Dieselmotoren, einen seiner bekannten musikalischen Genüsse – garantiert ohne zusätzliche Kalorien – die sollten erst später folgen und rundeten einen weiteren gelungenen Tag auf unserer "Heimreise" ab, die am Samstag einen weiteren Höhepunkt erleben wird.
Radfahren ist einfach Meer - mehr.

Donnerstag, 11. Juni 2009

Tag 23 - Sommer nördlich des Polarkreises

Mit jeder Seemeile, die die Euroradler der Mainspitze näher kommen wird es wärmer. Die Sonne, die ihnen seit dem Nordkap lacht, begleitet sie auch auf der Hurtigrute nach Süden. Wieder einmal begann der Tag sehr früh. Einige von uns besuchten um Mitternacht in Tromsö ein Kirchenkonzert mit norwegischen Melodien. Ein Pubbesuch schloss sich an und so kam mancher Radler (etwas verspätet) und dazu noch ungeduscht zum Frühstück. Schnell war die Müdigkeit aber verflogen, denn ein weiterer Tag mit landschaftlichen Höhepunkten sollte folgen. Auf der Route ging es südwärts in Richtung der Lofoten – der Inselgruppe, die unserem Schiff seinen Namen gegeben hat. Absoluter Höhepunkt: die Einfahrt in den Trollfjord – links und rechts die steilen Felsen, im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel, ein Schauspiel ohne gleichen. Umrahmt wurde auch dieser Tag von drei „Landgängen“, einem köstlichen Mittagsmenue und vielen unvergesslichen Eindrücken. Mit jedem neuen Hafen registrieren wir: die Vegetation macht die Landschaft menschlicher, trotz Schnee und Eis auf den Bergen wird es Sommer. Die Jacke weicht dem Pullover, der Pullover dem T-Shirt – und dabei sind wir noch immer nördlich des Polarkreises. Morgen - kurz vor 10 Uhr überqueren wir ihn nach Süden – und freuen uns auf einen weitern Tag vor der norwegischen Küste.

Mittwoch, 10. Juni 2009

Tag 22 - Berge und Meer

Die Euroradler sind auf der Rückreise. Diese sechs Worte beschreiben die aktuelle Situation jedoch nur für Stephan, Joachim („Joschi“), Harald und Jörg zutreffend. Die stiegen nämlich in Honningsvag in ein Flugzeug, das sie mit mehreren Zwischenstopps zurück nach Frankfurt brachte. Die Rückreise der großen Gruppe ist jedoch ein fast „eigener“ Urlaub, denn ab Honningsvag geht es mit der Hurtigrute zurück nach Süden. „Da unten ist der Tunnel, durch den wir vor wenigen Tagen noch fahren mussten“ – vergessen sind die Strapazen und Ängste vom vergangenen Sonntag. Wir sitzen um 7 Uhr beim Frühstück und denken an diese Tage zurück. Der Himmel über dem Meer ist strahlend blau, die norwegischen Berge schimmern weiß in der Sonne, der Start unserer Seereise kann nicht besser sein. Der erste Landgang wartet in Hammerfest. Wir werden dramatisch an die Geschichte unseres Landes erinnert. Verbrannte Erde im Herbst und Winter 1944. Wie können sich Menschen Menschen so etwas antun?
Mit bedrückenden Gedanken, aber auch mit Respekt für die Wiederaufbauleistung der norwegischen Bevölkerung gehen wir zurück an Bord. Die Zeit zwischen Mittagsbuffet und Dinner verbringen wir „entspannt“. Lesen, zeichnen, reden, dösen, entspannen sind angesagt. „Einfach mal nichts machen“ – noch kribbelt es nicht. Unsere Fahrräder sind uns einen Tag voraus – ob sie uns vermissen.

Dienstag, 9. Juni 2009

Tag 21 - Traumhafte Landschaften in der Sonne, die nördlichste Brauerei der Welt und Fußball spielende Rentiere

Die Fahrräder waren verpackt, alle Radlerhosen und Shirts in den Satteltaschen verstaut und damit war klar: die Euroradler haben bis zum übernächsten Montag Urlaub von Sattel und Pedale. Das bedeutet aber nicht, dass unsere Nordkaptour vorüber ist – ganz im Gegenteil. Für Gerhard und mich klingelte der Wecker bereits um 4.30 Uhr, denn pünktlich um 5 Uhr hieß es: Abfahrt nach Honningsvag. Dort wartete die „Kong Harald“ auf unser Gespann, um es mit nach Bergen zu nehmen. Wir selbst kommen einen Tag später mit der „MS Lofoten“, dem ältesten und kleinster Hurtigrutenschiff nach (das aber keine Autos mit an Bord nehmen kann). So schoben wir den Anhänger an Bord, stellten unseren „Arena“ dazu und verabschiedeten beide mit den besten Wünschen und der Hoffnung sie im Hafen von Bergen wieder zu treffen. Beim gemeinsamen Frühstück konnten wir uns Zeit lassen. Keine 150 oder mehr Kilometer lagen mehr vor uns, kein schweißtreibender Berg oder Angstschweiß erzeugender Tunnel war auszumachen und so konnten wir den Tag entspannt genießen. Ein Ausflug in das Fischerdorf Honningsvag – ein Besuch im Museum oder der nördlichsten Brauerei der Welt – zeigte uns, dass es neben dem biken noch andere schöne uns interessante Sachen gibt. Während unserer Tour hätten wir uns zur Mittagszeit kein Bier erlaubt, jetzt waren es auch schon mal zwei …….. – und überall wo wir uns zeigten zogen unsere Radjacken die Blick auf sich (und damit uns). Ein Ehepaar aus Düsseldorf (auf Nordland Kreuzfahrt unterwegs) bestaunte nicht nur unsere Tour, sondern auch die der Vorjahre (Jochen musste mit seiner Jacke als Liftaßsäule fungieren) und verglich uns und unsere körperliche Erscheinung mit der ihrer Mitreisenden. Der Vergleich fiel durchaus gut für uns aus.
Strahlender Sonnenschein am Nachmittag lockte zu Spaziergängen und Panoramafotos, zu der ein oder anderen Tasse Kaffee und frischen Waffeln oder zum Besuch eines ganz besonderen Fußballspiels. Der Sportplatz in Skarsvag gehört nämlich nicht nur den Männern und Frauen, sondern auch den Rentieren.
Schon jetzt breitet sich aber so etwas wie Abschiedsstimmung aus. Jörg, Stephan, Joachim („Joschi“) und Harald fliegen am Mittwoch nach Deutschland zurück. Durchaus mit gemischten Gefühlen – und die haben nicht nur etwas mit Abschiedsschmerz zu tun. Für die übrigen Euroradler geht es weiter auf der Hurtigrute nach Süden – und für die beginnt der Tag dann auch um 4.30 Uhr.

Finale

Lapplands wilde Rentierherden
folgen uns in schnellen Lauf.
Wer wird hier wohl Sieger werden?
Schließlich geben sie es auf.

Schotterpiste durch die Taiga,
hin zu schneebedeckten Höh´n.
Traummotive für die Leica -
doch wir bleiben selten steh´n.

Nein, wir dürfen nicht verweilen,
denn sonst kommen wir zu spät,
und wir werden nordwärts eilen,
bis es nicht mehr weiter geht.

Langsam fällt das Thermometer,
es wird kälter jeden Tag,
und allmählich fragt sich jeder,
wie das wohl noch enden mag.

Selbst im dichten Schneegestöber
sind die Radler nicht verzagt.
Man zieht einfach noch was „dröber“ –
weiter geht die wilde Jagd.

Immer weiter ohne Pause,
fast, als wär´n wir auf der Flucht,
mit ´ner flotten Abfahrtssause
durch die imposante Schlucht.

Und schon grüßt das kühle Eismeer.
Baden geht nicht - das war klar.
(Man muss nicht um jeden Preis her,
doch nun sind wir halt mal da.)

Gastlichkeit im Land der Samen,
und die ganze Nacht bleibt´s hell.
Alle, die bis hierher kamen,
sie vergessen´s nicht so schnell.

Und zum Schluss, am letzten Tage:
Welch ein Glück, die Sonne strahlt,
und beschert nach all der Plage
Fjordlandschaften wie gemalt.

Nach dem Tunnel, auf der Insel
geht´s noch einmal steil hinauf -
bei verhaltenem Gewinsel:
„Hört die Qual denn niemals auf?“

Jetzt ein letztes Stück noch rollen,
bis man stolz am Nordkap steht,
wo es dann – selbst wenn wir wollen –
wirklich nicht mehr weiter geht.

Montag, 8. Juni 2009

Tag 20 - Nordkap in der Sonne


12 Uhr -Aktuell:
Wir sind da, wir haben es geschafft. 2.518 Kilometer sind wir geradelt. Jetzt stehen wir am Nordkap, dem nördlichsten Festlandspunkt in Europa. Wieder einmal haben wir ein Ziel, das wir uns gesteckt haben - gemeinsam -erreicht.

Jetzt haben wir unser Ziel erreicht. Das Nordkap – in norwegisch mit zwei „pp“ ist geschafft, ohne dass es uns geschafft hat. Wir starten in Skarsvag und mühen uns die letzten 350 Höhenmeter nach oben. So manchem von uns fällt es schwer. Trotzdem, wir kommen gemeinsam an und die jungen freundlichen Norweger entschuldigen sich dafür, dass sie uns Radlern eine Maut abnehmen müssen. Ein Schweizer Ehepaar gibt uns den freundlichen Hinweis, dass es gestern hier schneite – jetzt scheint die Sonne. Die Mühe hat sich gelohnt. Wir fahren zum Aussichtspunkt – aber Aussicht hat man von überall. Bilder schießen. Alle sind Sieger. Sechs von uns haben eine ganz besondere Leistung geschafft. Sie sind von Bischofsheim bis zum Nordkap geradelt; Klaus „Maria“ sogar aus Eschenbach in der Oberpfalz, er hat noch mal 300 Kilometer mehr auf dem Tacho als wir. Jetzt können wir entspannen. Kaffee trinken, Salat essen – Jochen bringt ein Glas Sekt. Wir stoßen an. Gezweifelt wird jetzt nicht mehr. Ein weiterer „europäischer Rand“ gehört uns. Ein Journalist des NDR macht ein paar Aufnahmen. Nach vier Stunden machen wir uns auf den Rückweg. Zumeist geht es bergab. Ein paar Bilder von den Seen und den grandiosen Ausblicken. Jetzt haben wir eine Woche „Urlaub“. Na ja – morgen in aller herrgottsfrüh fahre ich mit Gerhard den Bus zur Fähre. Die Sonne an diesem Montag wird noch lange nicht untergehen.

Höhenmeter 645


Sonntag, 7. Juni 2009

Tag 19 - Im Tunnel

Es gibt Übernachtungen die bleiben einfach im Gedächtnis. Am Timmelsjoch, auf dem Albula oder jetzt in Skaidi. Es ist der Flair des Hauses, die Liebenswürdigkeit der Gastgeber, die Komposition des Abendessens, der erste Blick am kommenden Morgen aus dem Fenster –oder das Frühstück. Wenn dies alles stimmt, dann hinterlässt das einen bleibenden Eindruck. Björn und Christine haben diesen hinterlassen, ihr Hund der sich am frühen Morgen einfach zum „kraulen“ vor die Treppe legte, die Einsamkeit der norwegischen Finnmark, der Lachs im Gemüsebett – wenn die Anfahrt nur nicht so weit wäre – diese Adresse muss man sich einfach merken. Jochen (aus Ginsheim) auch, denn der hat dort seinen Rasierer vergessen –aber den werden wir natürlich wieder besorgen. Und natürlich auch Erika, die bis nachts um ½ 3 unsere Shirts gewaschen hat. Aber auch in Skaidi mussten wir um 8.30 Uhr aufbrechen und weiter auf unserem Weg nach Norden fahren. Über einhundert Kilometer war es eine schöne Sonntagstour. Ein wenig wellig am Anfang, entspannend an der Küste – und dann kam er – der Tunnel. Fähre – Fehlanzeige. Drei Kilometer bergab (9%), drei Kilometer bergan (wieder 9%). Frieren bei der Abfahrt, schwitzen bei dem Anstieg. Die Entscheidung für die richtige Kleidung musste jeder von uns am Anfang treffen. Dann stürzten wir uns in die Tiefe. Über 60 Kilometer auf dem Tacho, der „Arena“ hinter uns, das Meer über uns – und es wurde immer kälter. So schnell es bergab ging, so langsam ging es bergan. Aber wir schafften es. Verschwitzt, fertig – aber wir kamen durch (und mussten im Gegensatz zu unserem Bus nichts bezahlen). Ein schneller Kaffee in Honnigsvag und dann noch einmal bergan. Ob der Wind oder die nachlassende Kraft das größere Problem waren, das ist uns jetzt gleichgültig – bei einem Glas Bordeaux – und am Montag geht es um Nordkap.

Höhenmeter 1.305


Samstag, 6. Juni 2009

Tag 18 - Von der roten Brücke zur Skaidi Fjellstue

Es ist kurz nach sechs Uhr am Morgen – ich habe Geburtstag – und bin auf dem Weg zum Waschhaus. Unsere Übernachtungshütte misst 4 auf 3 Meter und jetzt steht ein neuer kalter Tag vor uns. Das Thermometer zeigt 3° und während ich noch überlege wie ich das mit dem duschen, rasieren, Zähne putzen und anziehen organisiere kommt Stephan auf mich zu. „Alles Gute zum Geburtstag“ – und das auf einer roten Brücke, nördlich des Polarkreises, ich glaube es gibt kaum eine andere Möglichkeit als Geburtstag außergewöhnlicher zu beginnen. Carmen, die anderen Radler – reihen sich ein. Zum Ausruhen und Feiern bleibt aber keine Zeit. Das Fahrrad ist Dank Nico wieder 100 Prozent einsatzfähig – und so kommen auch die Satteltaschen wieder dran, die ich gestern (Speichenbruch) abgeben musste. Ab geht es nach Alta. Zuerst bergan, dann durch eine typische Schlucht bergab. Das Handy bimmelt pausenlos. Wer nicht durchkommt schickt eine SMS. Schon sind wir in Alta am Meer. Unser Busteam hat eine Mittagsrast ausfindig gemacht und dann gibt es Hamburger. So gestärkt machen wir uns auf den Weg. Jetzt geht es bergan. Die Regenepisode ist nur kurz, dann klart es auf. Oben auf 400 Meter Seehöhe – wenn wir in den Alpen wären, dann sind dies 2.300 Meter – kommt der Wind wieder. Auf einmal will niemand von uns mehr im Wind fahren. Adi „schwächelt“, Bernd „motzt“, (ihm ist kalt), Karl „probiert es“ – und alle anderen halten sich zurück. Jörg und ich probieren es für ein paar Kilometer und dann ist in einer atemberaubenden Landschaft „Adi“ wider da. Wir radeln zum der Fjellstue, werden von Lars Björn und seiner Frau Christine herzlich empfangen. Die Sauna entspannt, das Abendessen ist einfach köstlich (eigentlich würde ich gerne ein paar Tage hier bleiben oder wiederkommen), aber jetzt geht es erst einmal weiter – nur: zu allererst gibt es die Geburtstagstorte – und das um 23 Uhr – einfach toll so ein Geburstag im hohen Norden. Eine Radkarte aus dem Jahr 1910 wird mich immer an diesen Tag erinnern.

Höhenmeter: 1.065


Herzlichen Glückwunsch, Thomas !




















Wer treibt so manchen Radler-Opa
zu fernen Zielen in Europa
und hält den Fahrplan immer ein?
Das kann doch nur der Thomas sein!

Wer war im Osten, Westen, Süden
und ist noch immer nicht zufrieden?
Wem fällt stets noch was Neues ein?
Das kann doch nur der Thomas sein!

Wer will auf Römerstraßen fahren,
selbst da, wo niemals Römer waren,
und holpert über Stock und Stein?
Das kann doch nur der Thomas sein !

Wer kann uns immer motivieren,
auch wenn wir hungern oder frieren?
Wer bringt sogar nach Finnland Wein?
Das kann doch nur der Thomas sein!

Die Tour hinauf zum Nordkap war
nicht seine letzte Schandtat.
Er wird - man mache sich das klar -
demnächst vielleicht noch Landrat !

Als neuer Fürst vom Gerer Land
beherrscht er ein Gebiet,
das reicht, wie allgemein bekannt,
vom Main bis tief ins Ried.

Was wird er wohl als erstes tun?
Ich hab' da so ´ne Ahnung:
Er lässt die heißen Eisen ruhn,
macht erst mal Radwegplanung.

Das Dienstfahrzeug wird abgeschafft,
da wird schon mal gespart.
Er macht, damit er nicht erschlafft,
Dienstfahrten mit dem Rad.

Und doch, die Radler fragen sich,
- ich will es nicht verhehlen - :
Ist es denn wirklich förderlich,
ihn in das Amt zu wählen?

Es steht dann, was er tut und treibt,
zwar täglich in der Zeitung.
Doch ob genügend Zeit ihm bleibt
zur Tourenvorbereitung?

Jetzt wollen wir nicht spekulieren -
noch ist er ja vernünftig -
und ihm stattdessen gratulieren,
denn heute wird er fünfzig !

Freitag, 5. Juni 2009

Tag 17 - Schneetreiben an der norwegischen Grenze

„Ah ist das schön“ – Jörg sprach freudig aus, was alle Euroradler dachten, als sie am Freitagabend das heiße Duschwasser auf ihrer Haut spürten. Zuvor hatten sie 145 Kilometer gegen eisigen Nordwind, Schneetreiben, Graupelschauer und Temperaturen um die 5° zu bestehen. „Thomas es schneit“ meinte Carmen schon kurz vor 7 Uhr – bei einem Blick aus dem Fenster. Dem ersten ungläubigen Staunen folgte ein inneres Schmunzeln, doch wenn ich die folgenden gut acht Stunden auf dem Sattel vorausgesehen hätte, wäre ein wenig Entsetzen die bessere Reaktion gewesen. 37 Kilometer bis zur norwegischen Grenze, immer leicht bergauf und dann war der Landeswechsel an der EU-Außengrenze äußerst unspektakulär. Sonst haben wir hier 10 ° mehr meinte der nette Grenzer. Er verzichtete auf einen Blick in unseren Bus und dann konnte es weiter gehen. 45 Kilometer bis Kautokeino. Eine heiße Rentiersuppe (an den Preisen merkten wir, dass wir in Norwegen sind) und weiter ging es (eigentlich immer am Fluss entlang) – aber die kleinen giftigen Steigungen hatten es in sich. Mehr als 60 Kilometer, ohne die Möglichkeit einen Kaffee zu trinken oder sich einmal aufzuwärmen, das setzte der Moral doch kräftig zu. Aber um 18 Uhr waren wir da. Die Ferienhäuser im Turistcenter sind zwar einfach – aber zweckmäßig. Und am Samstag geht es ja in aller Früh weiter.
P.S. Dietrich konnte den Freudenschrei von Jörg erst mit Zeitverzögerung ausstoßen – als er in den Duschraum kam, war das heiße Wasser schon kalt. Aber mit etwas Geduld löste sich auch dieses Problem.

Höhenmeter 665


Donnerstag, 4. Juni 2009

Tag 16 - Überleben in Lappland

Von Sirkka nach Entntekiö sind es genau 124,5 Kilometer. Die wollen aber, zumindest wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist gut überlegt sein. Nicht dass unterwegs das Wasser knapp werden könnte, auch bei hohen Temperaturen gibt es genügend Seen mit Trinkwasserqualität. Aber bei knapp sieben Stunden reiner Radelzeit muss an die Verpflegung gedacht werden. Das mit dem Frühstücksbuffet ist nicht jedermanns Sache. Geschäfte sind am frühen Morgen nicht zu finden und die erste Verpflegungsstation ist frühestens bei 57 Kilometern – eine Tankstelle. Also los. Unsere Busbesatzung meldet es schon vorab per Handy – dort bekommen höchstes vier Personen eine Mittagsmahlzeit. Was nun? Noch einmal freundlich nachfragen und schon werden binnen Minuten eine kräftige Suppe, Salat, Fisch, Rentier, Kartoffen, Pfannkuchen und Brot auf den Tisch gezaubert. Einen Kaffee gibt es hinterher und so gestärkt kann es weiter gehen. Weiter gegen den Wind. Nachdem wir am Vormittag 30 Kilometer Schotterpiste gefahren sind, freuen wir uns jetzt wieder über Asphalt. Dafür aber „Wellpappe“ und eisiger Wind. Das Thermometer zeigt 6°, gefühlt ist es aber kälter. Und auf der Strecke bis zum Hotel liegt nur ein kleiner Laden. Der hat zwar Eis und Kaltgetränke, aber die Lust darauf hält sich bei schneebedeckten Bergen in Grenzen. Ein freundliches Wort, kombiniert mit einem etwas erfrorenen Gesichtsausdruck und schon zaubert uns die nette Besitzerin zwei Kannen Kaffee. Mit Kuchen aus dem Geschäft, einem Beutel Milch und drei Papptellern ist im Handumdrehen die Kaffeetafel gedeckt. So gestärkt schaffen wir die letzten Kilometer – diesmal mit dem Wind – und wärmen uns am letzten Tag in Finnland in der Sauna, bevor das Abendessen lockt.
Jetzt heißt es - nach zehn Tagen auf Finnlands Straßen -Abschied nehmen. Am frühen Freitag geht es über die Grenze nach Norwegen. Über 2.000 Kilometer sind wir schon geradelt. 700 in Deutschland, 1.300 in Finnland und jetzt kommen noch einmal 500 in Norwegen dazu.

Höhenmeter 475


Mittwoch, 3. Juni 2009

Tag 15 - Rentiere, (Eis)regen und ein künstlerisches Feuer

Erika, Marga, Carmen, Nico und Klaus-Jürgen sind da. Pünktlich gelandet um 21.37 (gestern) haben sie mit uns bereits das erste finnische Abendessen (so ab 23 Uhr bis zum Tageswechsel) genossen. Dazu ein Glas französischen Bordeaux und schon waren die „Neuen“ in unsere Großfamilie integriert. Das Frühstück in Marrakoski hielt alles was es versprach – natürlich vom finnischen Haferbrei, über frischen Fisch bis hin zu Gemüse, Obst, Käse und Wurst. Müsli und Säfte durften nicht fehlen und als Krönung präsentierte man uns selbst gebackenen Kuchen. Dann ging es los. Nico und Klaus-Jürgen rollten mit und die finnische Einsamkeit wurde nur durch das ein oder andere – den Weg kreuzende – Rentier unterbrochen. Mittagsrast – Zeit für den „Ausstieg“. Klaus-Jürgen verstaute sein Fahrrad im Anhänger und suchte den warmen Platz in unserem „Arena. So manchen Radler dürfte eine Stunde später an ihn gedacht haben: schnell zog sich der Himmel zu. Dunkle Wolken öffneten sich und schon ging es los. Binnen Minuten waren wir nass. Immer stärker werdender Regen (war nicht auch Eis dabei?) behinderte uns stark. Kalter Wind kam hinzu. Wer keine wärmenden Handschuhe anhatte bekam Probleme mit dem Bremsen und Schalten. Was tun? Harald schlug vor die Hände abwechselnd unter den Achseln zu wärmen.Das half ein wenig. Dann aber die Erlösung: ein Schild mit einer Kaffeetasse. Wir bogen nach links ab und wollten schon wieder wenden und weiter fahren. Doch dann sahen wir ein Jahrhunderte altes Holzhaus. Drinnen eine Feuerstelle (ohne Feuer) und fellbespannte Bänke. Jetzt kam die Besitzerin – sah unsere Lage und bat ihren marokkanischen Freund, Feuer zu machen. Binnen Minuten knisterten die Holzscheite, das Teewasser kochte und wir konnten uns wärmen. Jetzt war auch für mich die Zeit gekommen, mein Unterfangen – mit Sandalen – (aber ohne Radsocken) bis zum Nordkap zu fahren, aufzugeben. Adi steuerte ein paar warme Handschuhe bei und so machten wir uns auf die letzten 40 Tageskilometer in den hohen Norden Finnlands.

Höhenmeter 470

Dienstag, 2. Juni 2009

Tag 14 - Abschied von Willi und Peter - Lappland wartet

Wann ein neuer Tag beginnt und wann der alte endet lässt sich eigentlich ganz einfach bestimmen. Mit der Nacht endet der Tag – oder pünktlich um 0 Uhr schreiben wir ein neues Datum. Das gilt natürlich auch in Finnland. Nur – mit der Nacht, die den Tag beschließt wird es von Tag zu Tag schwieriger – sie kommt einfach nicht. So auch heute (oder gestern). Nach dem Abendessen (gegen 22 Uhr) hieß es warten auf Gerhard, Bernd und Harald, die mit dem Bus und dem Anhänger von der Werkstatt zurück kamen. Sie kamen – kurz vor 1 Uhr – es war noch hell, sie freuten sich auf ihr Abendessen (und ein Bier), aber eigentlich war es ja schon einen Tag später, also Zeit sich auf das Frühstück vorzubereiten oder zumindest zu schlafen. Aber irgendwie scheint auch das Schlafbedürfnis in Finnland nicht so ausgeprägt zu sein (zumindest im Sommer). Kurzum: um 7 Uhr – Abendessen um 1 Uhr hin oder her – trafen wir uns wieder zum Frühstück. Und dann ging es wieder los. Die letzten 85 Kilometer mit Willi und Peter, die sich in Rovaniemi verabschiedeten und per Flugzeug zurück nach Deutschland fliegen. Mit einer „letzten Pizza“ sagten sie „Tschüs“. Lange werden wir aber nicht in der kleinen Gruppe fahren. Nico und Klaus-Jürgen kommen heute Nacht (die ja keine ist) hinzu und auch Carmen, Marga und Erika sind ab Mittwoch dabei und begleiten Gerhard im Bus Richtung Nordkap. Wir haben heute den nördlichen Polarkreis überschritten – oder besser überfahren – ohne dass wir es bemerkten. Es gab kein Schild, keine Markierung – nur einen kleinen Regenschauer, der uns nach dem „Pizzaabschied“ erwischte. Untergebracht sind wir in typischen finnischen Ferienhäusern in Koskimökit, natürlich mit Sauna und einer Waschmaschine, so dass wir am Mittwoch wieder in „dunkelblau“ nach Norden rollen können.

Höhenmeter: 375


Zwischenbilanz - Teil 2

Helsinki liegt schon im Rücken,
und es fängt zu regnen an,
als der Willi voll Entzücken
einen Platten melden kann.

Und bei Jean Sibelius´ Häuschen
wartet man aus Pietät,
dankbar für das kleine Päuschen,
bis es endlich weiter geht.

Auch der Straßenbau macht Freude,
schickt uns auf ´ne Schotterbahn,
und so kommt man leider heute
spät erst bei den Hütten an.

Finnlands Seen, Finnlands Wälder:
Einsamkeit, so weit man schaut.
Ab und zu noch ein paar Felder,
außer Vögeln kaum ein Laut.

Stundenlang fährt man alleine,
ringsherum ist nur Natur.
Ständig Arbeit für die Beine,
und die Seele baumelt nur.

Elche lassen sich nicht blicken,
sind von Radlern wohl verschreckt.
Auch die sonst so schlimmen Mücken
hat noch niemand aufgeweckt.

Finnland-Fahrer, lasst euch raten:
Nehmt euch reichlich Vorrat mit.
Bis zum nächsten Einkaufsladen
ist´s ein halber Tagesritt.

Fahles Licht in kurzen Nächten,
wo man nicht ans Schlafen denkt.
Doch was hilft´s ? Uns armen Knechten
wird auch morgen nichts geschenkt.

Hundertneunzig Kilometer,
noch dazu bei Gegenwind -
etwas Bammel hat da jeder.
Ob wir dem gewachsen sind?

Doch das Team macht alles richtig:
Starke Schultern führen an,
und dahinter - das ist wichtig -
folgen alle Mann an Mann.

Und nachdem man das geschafft hat,
sind die Zweifel weggeweht,
weil man glaubt, dass man die Kraft hat,
selbst wenn´s ewig weiter geht.

Montag, 1. Juni 2009

Tag 13 - Finnische Gastfreundschaft und (fast) 200 Kilometer

Noch waren 40 Kilometer bis zu unserem Ziel in Lappland zu fahren. Über 150 Kilometer hatten wir an diesem Tag schon in den Beinen, nachdem wir früh um 7.30 Uhr aufgebrochen waren. Wir – ohne Bernd und Gerhard – die sich um den Anhänger verdient machten. Es war hügelig, wie sollte es auch anders sein. Und wir hatten Gegenwind, wie sollte es auch anders sein. Aber wir kamen gut voran. Zur Mittagsrast zeigte unser Tacho schon 105 Kilometer, aber 90 standen noch vor uns. Jetzt aber war erst einmal Organisation gefragt. Bernd bekam die Information, dass unser Anhänger am Abend wieder abgeholt werden konnte. Aus Helsinki war ein Ersatzteil eingeflogen worden. Also machte er sich mit Gerhard auf den Weg. Sie bekamen einen dritten Mitfahrer. Nachdem Harald eine Begegnung mit einem „Wolf“ hatte (aber keinem aus dem Wald) tauschte er den Radsattel lieber gegen einen Sitzplatz im Bus. Wir radelten weiter, kamen Lappland immer näher –und dann kam der ominöse Kilometer 155. Uns kam auf einem Rennrad ein Finne entgegen. Wir begrüßten uns freundlich. Dann wechselte er die Fahrtrichtung, rollte mit uns und wollte uns mit ein paar englischen Begriffen klar machen, dass er uns zu sich nach Hause – zu Kaffee und Tee – einladen wolle. Als wir nicht gleich reagierten, nahm er sein Handy, wählte eine Nummer und gab es mir. Am anderen Ende der Leitung war seine Tochter, die mir in bester deutscher Sprache den Wunsch ihres Vaters übermittelte. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: sie war in Österreich – und ihrem Vater war die Einladung so wichtig, dass er diesen Vermittlungsweg wählte. Wir nahmen natürlich an. Risto und seine Frau freuten sich sehr. Kaffee, Tee, Kuchen – Brot, Wurst, Käse, Plätzchen, Saft – alles war da. Sogar ein Klavier (im Schlafzimmer) und Jochen musste natürlich eine Einlage geben. Herzlich wurden wir verabschiedet. Die letzten 30 Kilometer verflogen einfach nur so. Was aber auch an Stefan, Jörg und Joachim („Joschi“) lag. Sie kämpften heute über 100 Kilometer gegen den Wind und haben sich so den Dank der ganzen Gruppe verdient. Was war sonst noch? Die ersten Rentiere haben wir gesehen und gegen Mitternacht erwarten wir unsere Busbesatzung mit Anhänger wieder im Hotel.

Höhenmeter 960