Sonntag, 26. Juni 2011

Tag 32 - Wir sind (endlich) wieder da

Wir haben es geschafft. Wir sind wieder da. Nach einem guten Frühstück in den Schweizer Alpen ging es bei bestem Wetter problemlos bis Basel. Doch auf den deutschen Autobahnen wartete Stau auf Stau. Wir machten einen kleinen Umweg über Frankreich, dabei kam uns die Idee für die Herbstfahrt, und dann schafften wir es doch noch zur Kaffeezeit wieder in Bischofsheim zu sein. Dort wurden wir um 16.45 Uhr von unseren Radlerfreunden, die bereits vorher zurückgefahren waren herzlich begrüßt. Anhalten, Kaffee trinken, auspacken - und natürlich ein Glas Sekt (Danke Jochen F.) - innerhalb einer Stunde gab es kaum noch sichtbare Spuren unserer Fahrt. Die nicht sichtbaren werden aber noch lange bei uns nachwirken.

Samstag, 25. Juni 2011

Tag 31 - Von der Adria bis in die Schweizer Alpen

Nein, die Höhenmeter die wir mit dem Auto gefahren sind haben wir nicht mitgezählt. Die stolze Zahl von 30.786 Metern haben wir erradelt, an den Tagen zwischen Bischofsheim und Monemvasia. Da gab es sicherlich auch einmal eine flachere Etappe, aber im Schnitt waren es mehr als 1.000 Höhenmeter am Tag – ich finde eine stolze Leistung. Die heutige Tabelle zeigt dies im Detail einmal auf. Die Überfahrt nach Italien war ruhig. Nur am Samstagvormittag gab es ein paar leichte Wellen. Trotzdem hatte unsere „Superfast“ Verspätung. Dies scheint bei den Fähren im Mittelmeer an der Tagesordnung zu sein. Nach den Erfahrungen vor zwei Jahren hatte ich dies aber bei den Planungen berücksichtigt, so dass wir für die 504 Autokilometer in die Schweiz genügend Zeit hatten. Zuvor mussten wir uns von Alf verabschieden. Er wird die Strecke zwischen Ancona und der Mainspitze mit dem Fahrrad zurücklegen. Er hat noch nicht genug vom Sattel. Wir verabschieden ihn herzlich und machen uns auf den Weg. Es läuft erstaunlich gut, trotz der großen Baustelle zwischen Ancona und Bologna. Diesmal sind wir noch am Tag „in der kleinen Ameise“ in Sagno, vor vier Jahren war es Mitternacht. Noch einmal in guter Mittelgebirgsluft durchatmen und dann am Sonntag „ab nach Hause“.

Freitag, 24. Juni 2011

Tag 30 - Frühes Frühstück und Probleme mit den Schlüsseln

Noch einmal hieß es „früh aufstehen“. Nur Klaus „Maria“, Joachim, Karsten und Caro konnten liegen bleiben. Sie haben noch einen Urlaubstag in Monemvasia. Wir trafen uns pünktlich um zehn Minuten nach sechs – beim Sonnenaufgang – vor unserem kleinen Hotel, das teilweise in den Berg und seine Befestigungsanlagen hineingebaut ist. Belegte Brötchen, Kaffee, Kuchen und Obst – wir sollten doch bitte die restlichen Orangen mitnehmen – noch einmal konnten wir die griechische Atmosphäre genießen. Um uns herum kleine Kätzchen, hinter uns die glutrote Sonne und neben uns das Meer. Aber wir hatten keine Zeit mehr. Mit Satteltasche und Rucksack ging es zu unserem Bus. Gepäck rein, Anhänger ran – und los. 350 Kilometer bis Patras. Zuerst nach Sparta, dann nach Tripoli – und dann sechzig Kilometer Autobahn. Wir kamen gut voran, auch über die gesamte Baustelle, die zwischen Korinth und Patras als Autobahn (mit Maut!) bezeichnet wird. In Patras zeigte ein Busfahrer mehrfach auf unseren Anhänger. An einer Ampel waren zwei Menschen aus Asien auf den Anhänger geklettert, hatten (erfolglos) versucht, die Ösen zu öffnen, sprangen aber wieder ab, als wir es bemerkten. Es ging ihnen wohl weder um unsere Räder, noch um unser Gepäck (was soll man auch mit verschwitzter Wäsche), als um eine Möglichkeit, nach Italien und Deutschland zu kommen. Später im Hafen wurde uns dies bei gründlichen Untersuchungen noch einmal bestätigt. Dann rauf auf unsere Fähre – rückwärts mit Anhänger einparken (ohne Karsten!) – aber Dank eines freundlichen Griechen und seiner direkten Anweisungen hat es problemlos geklappt. Mit den Kabinen war das nicht ganz so einfach. Bei der Kontrolle wurden unsere Schlüssel mit den Boardingcards „neu gemischt“ und schon befürchtete so mancher die Nacht auf dem Flur verbringen zu müssen. Carmen behielt die Ruhe – probierte und sortierte, und so konnten wir uns einen Kaffee gönnen und uns bei strahlend blauem Himmel auf eine schöne Überfahrt freuen. (Mein Bericht kommt heute bereits früher, da es auf See keine stabile Internetverbindung gibt).

Donnerstag, 23. Juni 2011

Tag 29 - Von der Ägäis bis zum Nordatlantik

Island – wird das Ziel unserer Radtour 2013 sein. Die geheimnisvolle Insel im Norden Europas ist genau der richtige Akzent nach den tollen Erlebnissen auf dem Balkan und in Griechenland. „Wie kommen wir denn dort hin?“ – „Über Jütland und Norwegen oder über England und Schottland?“. Kaum ist das Ziel genannt, da wollen viele Euroradler schon Details wissen. Aber bis dahin ist es noch etwas Zeit. Klar ist nur, dass es wieder verschiedene Optionen gibt, aber zehn Tage radeln auf der Insel im Nordatlantik werden ebenso dazu gehören wie eine entspannende Schiffseise. Bis Weihnachten muss man sich aber jetzt in Geduld üben. Noch dominiert die Ägäis und nicht das Nordmeer, noch herrschen Temperaturen über 30°C und an warme Bekleidung muss man nicht denken. Dafür denken die Euroradler an Abschied. Stephan und Jochen F. starteten heute in aller Frühe mit dem Taxi nach Kalamata wo sie kurz vor zehn ankamen und dann abhoben. „Ich bin gerade die Tür herein“, so Stephan um 19.22 Uhr unserer Zeit (eine Stunde früher in Bischofsheim). Er und Jochen wurden sogar am Flughafen abgeholt. Gabriele machte sich mit den Bus auf den Weg nach Athen, und wir verluden ihre und unsere Räder, damit wir am Freitag um 7 Uhr in Richtung Patras starten können. Wie gut aber, dass es für uns noch einen Tag in Monemvasia gab. Die Oberstadt zu besichtigen ist ein wahres Abenteuer. Viele Ruinen und Befestigungen zeugen von der großen strategischen Bedeutung des Felsens, den wir am gestrigen Abend von einer ganz anderen Seite sehen konnten. Nach einen schönen Schwertfischmenü im „Matoula“ (toller Blick von der Dachterrasse) konnten wir auf dem Dorfplatz noch ein Konzert mit griechischer Musik genießen. Karsten hatte eine kleine (spontane) Weinprobe organisiert, und wir saßen noch lange auf den Treppenstufen vor der Kirche. Wer Lust hatte, ließ den Abend dann mit einem Glas Rotwein – vor unserem Hotel – in den neuen Tag hineingleiten, der unser letzter auf der Insel sein wird – für einige aber auch genügende Gründe bietet irgendwann einmal wiederzukommen.

Mittwoch, 22. Juni 2011

Tag 28 - 6.15 Uhr: Wach, auch ohne Wecker

Ein ganzer Tag ohne Fahrrad, zumindest für die meisten von uns. Und doch – die Rituale und Gewohnheiten der vergangenen vier Wochen sind so ganz doch nicht auszuschalten. Zwar kann man dies abends mit dem Wecker tun, doch wenn die innere Uhr auf 6.15 Uhr programmiert ist, dann kann man sehr wenig dagegen tun, außer sich vielleicht noch einmal umzudrehen. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten: morgendliches Schwimmen. Diese Variante wählte Stephan, der musste –genau wie Jochen F. - den Tag auch besonders gut nutzen, schließlich geht es für beide am Donnerstag schon zurück nach Deutschland. Aber eines war doch anders: beim Frühstück konnten wir uns Zeit lassen, ich hatte genügend Muße, um Mainspitze und Echo zu lesen und richtig Lust auf die zweite und dritte Tasse Kaffee. Ein Rundgang durch Monemvasia, bevor es von Touristen in Beschlag genommen wird war für uns ein Muss. Gabriele und Klaus (Maria) wurden mit ihren Rädern gesichtet (sie konnten es nicht lassen), und Caro, Karsten, Carmen und ich versuchten den Winzer zu finden, der für den bekannten Wein verantwortlich ist. Wir fanden ihn – und jetzt ist schon das erste Highlight für den Nachbereitungsabend gesichert. Unser roter Hänger ist mittlerweile auch der Polizei bekannt. Da es in Monemvasia keine Parkplätze gibt, stehen die Autos in einer Reihe am Straßenrand vor der Stadt. Autos – aber keine Anhänger. Und so machte uns heute eine Polizeieskorte darauf aufmerksam, dass der Hänger hier nicht bleiben könne. Karsten und ich parkten ihn ein wenig um und schlugen "zumindest noch eine Nacht“ heraus. Diese Nacht beginnt heute mit einem Klavierkonzert von Jochen F. in der Bar Camelot – quasi als Einstimmung auf unser Abendessen – diesmal ganz dem Meer gewidmet, gibt es Fisch. Ach ja, eine Frage ist bisher noch unbeantwortet: wo es in zwei Jahren hingeht, wissen nur die Eutroradler, die beim gestrigen Abendessen dabei waren. Morgen steht es dann auch hier im Blog.

Dienstag, 21. Juni 2011

Tag 27 - Geschafft: 3.077,1 Kilometer - Anspruchsvolle Schlussetappe

Wir sind da! Wir haben es geschafft! Wir sind geschafft! – Während bei den großen Radklassikern, der Tour oder dem Giro, der letzte Tag traditionell zum „Ausrollen“ gedacht ist, machen die Euroradler genau das Gegenteil. Beim Abendessen in Poulithra, auf der Veranda einer griechischen Taverne, mit einem traumhaften Blick über die Ägäis, war der letzte Tourtag noch unglaublich fern. Auch beim Frühstück, bei dem überhaupt nichts fehlte, dachte noch keiner von uns daran, was in den nächsten Stunden passieren würde. Von fast Meeresniveau gestartet, mussten wir nach oben. 10, 11, 12 – in den Kehren mögen es noch mehr Prozente gewesen sein, bald war keines unserer Shirts mehr trocken. Das Stirnband hatte den Helm schon lange abgelöst, und mit 5 bis 6 Kilometern in der Stunde drückten wir uns den Berg nach oben. Nach gut einer Stunde waren wir schon auf 700 Meter geklettert. Die Wasserflaschen waren (fast) leer – und da kamen Karsten und Gerhard mit unserem Bus – und wir konnten die Trinkflaschen füllen. Ein Grieche, der lange in Limburg gearbeitet hatte, wünschte uns viel Glück am letzten Tourtag. Das hätte er mal ganz besonders Jochen F. wünschen sollen – der ließ nämlich in dem ganzen Trubel seine Sonnenbrille liegen und bemerkte es erst sechs Kilometer später. Wir nahmen dieses „Angebot“ für eine erste Zwischenrast gerne an, Jochen radelte zurück und mich holte mal wieder der Büroalltag ein. Der Kreistag war harmonisch verlaufen – ob die Griechen sich von meinen Sparvorschlägen beindrucken lassen (?), aber die ganzen Manfreds, Inges, Bernhards, Gerds, sind erst einmal mehr als 2.900 Kilometer weit weg. Jochen war wieder da. „Die erste Runde heute Abend geht auf mich“, so sein Kommentar, noch von Schweißperlen gezeichnet. Wir reichten ihm eine Flasche Wasser, und dann ging es weiter (nach oben). Die Straße nach Kermasti war stellenweise in einem hervorragenden Zustand, neu, glatt und ohne jeglichen Autoverkehr – aber stellenweise auch nur geschottert. So wurden auf zwei Kilometern aus den Euroradlern die Euroschieber. Tolle Mittelgebirgslandschaften entschädigten für die Schinderei, aber unsere Mittagsrat konnten wir erst in Richia einlegen. Karsten und Gerhard hatten alles wieder toll organisiert, und so konnten wir die dann kommenden zehn Kilometer Abfahrt wirklich genießen. Langsam stieg die Spannung – jetzt noch zwölf Kilometer – wir konnten die Felseninsel schon sehen. Bilder – Kaffee – Wasser – jetzt noch zehn Kilometer – jetzt das Ortschild – Bilder – die Brücke: wir sind da. Eine junge Griechin macht das traditionelle Gruppenbild. Wir radeln noch ein paar hundert Meter, und dann endet unsere Tour vor den Mauern des mittelalterlichen Ortes. Die Räder werden verpackt – wir haben es geschafft. Jetzt erst einmal ausruhen – verarbeiten, dass wir wieder über 3.000 Kilometer nur mit Muskelkraft zurückgelegt haben.

Montag, 20. Juni 2011

Tag 26 - Aus Euroradlern werden Euroschwimmer - Angriff auf den Plattenkönig

Nett war er schon, unser Hotelier im „Avaton“ in Ligourio. Abends der Transfer in die Taverne im Ort, danach noch ein griechischer Schlummertrunk auf der Veranda und für sieben Uhr hatte er uns das Frühstück versprochen. Es kam in kleinen Häppchen. Zuerst das Brot mit Butter und Honig – und auch Corneflakes waren dabei. Nur keine Milch. Auch kein Kaffee – und wo blieben die versprochenen „Zugaben“ (Käse und Wurst)? Wir Radler müssen einfach lernen, geduldiger zu sein. Es kam – nach und nach. Für die eiligen Frühstücker hatte Karsten noch Ölsardinen, Tomatenfisch, Cornedbeef und Käse in seinem Bus (so wurden auch unsere Vorräte aufgegessen) – aber unser Gastwirt hatte sogar noch Bananen für uns. Die ersten Kilometer nach Nafplio verflogen. Nach einer Stunde hatten wir schon 27 Kilometer hinter uns gebracht – Zeit für eine erste Rast und einen Blick auf die Burg. Jetzt standen 90 Kilometer Uferstraße auf dem Plan. Zuerst schön flach über Mili bis Astros, dann aber „Wellpappe" für Fortgeschrittene. Neunzig Meter nach oben, siebzig nach unten, wieder 120 Meter hoch und wieder 100 Meter nach unten. So setzte sich unsere Etappe bei hochsommerlichen Temperaturen und strahlend blauem Himmel fort. Ob nun das Meer oder der Himmel über uns dunkelblauer waren, darüber konnten wir uns auf den letzten 15 Kilometern vor der Mittagspause Gedanken machen. Stephan zog mich mal wieder eine Steigung nach oben, Karsten und Gerhard hatten Salat, kleine Hackfleischbällchen und Pommes organisiert, und wir konnten auf der Terrasse hoch über dem Meer eine kurze Pause einlegen. Die wurde aber länger. Schon hatten sich alle auf die Abfahrt eingestellt, da kam die Meldung „Carmens Vorderrad ist platt“. Josef fackelte nicht lange, Vorderrad raus, Schlauch gewechselt, Vorderrad rein, Bremse nachgestellt – und los ging es. Aber es ging nur zehn Kilometer gut. „Carmens Vorderrad ist platt“. Nochmal die gleiche Prozedur. Josef, Joachim, Stephan und Jochen F. machten sich erneut an die Arbeit. Um es vorweg zu nehmen: diesmal hielt der Schlauch die Luft und Dietrich musste sich keine Gedanken machen, als Plattenkönig abgelöst zu werden. Dafür, dass die Gruppe zwei Mal eine ungeplante Pause einlegen musste, geht die erste Runde heute Abend auf Carmen. So haben Platten auch noch etwas Gutes. Ach ja – auch zu Dietrich gibt es natürlich eine aktuelle Materialmeldung. Er hat heute einen Totaldefekt an seiner rechten Sandale. Wer unseren Blog regelmäßig liest, wird sich erinnern: die waren extra nach Patras eingeflogen worden. Wir aber wollten nur noch in unser Hotel. Sogar der nachmittägliche Kaffee wurde nur unter teilweisem Widerspruch möglich – denn die Euroradler wollten an diesem Nachmittag an der Ägäis nur eines: die Radlerhose mit der Badehose tauschen.